NBs wollen keine reinen "Datenbeförderer" sein / Eplus nutzt Überwachungssoftware

  • Diese Heise-Meldung ist zwar schon etwas älter, wurde meines Wissens nach hier noch nicht erwähnt. Im wesentlichen fasst sie diesen Technology Review Artikel zusammen. Im Zusammenhang mit der allgemeinen Aufregung um die aktuellen Beschränkungen bei der O2-Flatrate findet das Thema aber vielleicht etwas mehr Aufmerksamkeit.
    Es geht im Kern darum, daß die Netzbetreiber nicht einfach nur Daten von A nach B transportieren, sondern verschiedene Dienste und Dienstleistungen anbieten wollen. Von letzteren versprechen sie sich natürlich deutlich höhere Gewinne.
    Damit sie einen Überblick bekommen können, wie und wofür die Kunden den mobilen Internetzugang per GPRS/UMTS nutzen, hat Nokia eine Überwachungssoftware entwickelt, die die Analyse und Kontrolle der Datenströme erlaubt. Diese wird u.a. von Eplus eingesetzt.
    Vermutlich kommt sie auf dem APN internet.eplus.de zum Einsatz. Auf dem WAP-APN ist sie ja überflüssig, da dort ohnehin alles durch den Gateway/Proxy läuft. Und welche Macht in so einem Proxy steckt, sieht man ja bei O2. Man kann den gesamten Traffic im Detail mitloggen und auswerten, sowie darüber bestimmen, welche Endgeräte verwendet werden dürfen. Eine inhaltliche Kontrolle wäre natürlich auch möglich, aber vor Zensurvorwürfen schrecken sie zum Glück zurück.
    Vodafone geht da auf mehr oder (eher deutlich ;) )weniger subtile Weise vor und regelt das über den Preis. Mit der Tarifoption Happy Live bekommt man vieles umsonst, aber nur das, was Vodafone anbietet. Schaut man über den Tellerrand hinaus, explodieren die Datenübertragungskosten. Zu diesem Thema und seinen potientiellen Risiken habe ich in diesem Posting schon einiges geschrieben.


    Beim Internetzugang über den APN web.vodafone.de wirbt Vodafone damit, daß das Datenvolumen reduziert wird, was dem Kunden Zeit und Geld spart. Mit der Spezialsoftware auf dem Laptop ist der Effekt besonders ausgeprägt, soll aber auch so meßbar sein. Das setzt natürlich voraus, daß sie eine Art transparenten Proxy o.ä. verwenden, der die zu übertragenden Daten analysiert, damit er sie ggf. komprimieren kann. Mitloggen und Auswerten der Verbindungsdaten ist dann ohne weiteres auch möglich. T-Mobile verwendet vermutlich ein ähnliches System.
    Evtl. ist der alte APN volume.d2gprs.de der einzige, bei dem die Daten ohne diese Umwege ankommen, aber auch da kann man nicht sicher sein.


    Man kann sich mal fragen, ob der Mobilfunkbetreiber unbedingt auch der mobile Internetprovider sein muss. Bei (HS)CSD hat man noch die Auswahl. Man kann hier die Einwahlnummer frei wählen und selbst entscheiden, welchen Provider man nutzt. Bei GPRS/UMTS ginge das prinzipiell auch, wenn es freie Zugangspunkte (APNs) gäbe. Im Vodafone-Netz gibt es z.B. den APN wap.debitel.de. Es sollte also technisch möglich sein, den Datenverkehr über einen anderen Anbieter als seinen Netzbetreiber abzuwickeln. Der Aufwand, das umzusetzen, würde vielleicht am Anfang die Kosten hochtreiben und ein paar technische Probleme mit sich bringen. Nach kurzer Zeit würde aber der Wettbewerb greifen und es würden sich günstige und zuverlässige Anbieter behaupten. Bei T-DSL funktioniert dieses Modell. Dort empfindet es niemand als ungewöhnlich für Datenkommunikation einen anderen Anbieter als für Sprachkommunikation zu verwenden. Sicherlich kann man das nicht ohne weiteres übertragen. Schließlich gab es im Festnetzbereich eine Monopolsituation, die aufgelöst werden sollte. Die RegTp wird im Mobilfunksektor keine Öffnung für alternative Internetprovider anmahnen. Es gibt ja auch kein Call-by-Call für Gespräche vom Handy aus.


    Aber zum Schluß nochmal die Frage: Müssen die Anbieter wirklich ständig neue Dienste kreieren, die sie über ihre mobile Portale vermarkten und über gebrandete Handys dem Kunden beinahe aufdrängen? Gibt es keinen Mobilfunkanbieter, der sich auf seine Kernaufgaben besinnt, nämlich günstig und zuverlässig Sprach- und Datenverbindungen möglichst flächendeckend anzubieten? Würden die Kunden das honorieren? Hat jemand Zahlen, wieviel die zusätzlichen Dienstleistungen zum Gewinn beitragen? Geht es ohne diese wirklich nicht?
    Grüße,
    Lanturlu

    Die Revolution (der mobilen Datenkommunikation) frisst ihre Kinder.
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    Mein MMS-Server ist offline.

  • Moin,


    Zitat

    wieviel die zusätzlichen Dienstleistungen zum Gewinn beitragen?


    Lt. Geschäftsbericht von Vodafone machen die Datendienste 16 % des Gesamtumsatzes aus, darin ist aber auch SMS enthalten, was das ganze wieder relativiert.

  • Zitat

    Original geschrieben von jms
    Ist voice-over-IP ein datendienst?


    In dem Fall dann: JA


    Denn du meldest dich bei einem der vielen voice-over-IP Anbieter an.
    Und der Mobilfunkanbieter ist nur noch "Datenüberträger".

    Gruß
    Christian -

  • Durch dieses Posting entdecke ich nun endlich auch diesen höchst interessanten Thread .. und die eingangs verlinkten, geradezu erschreckenden Meldungen von Heise.


    Der Kunde hat aufgrund der Marktsituation keine Möglichkeit, zur Konkurrenz auszuweichen. Nehmen oder sterben - wie auch schon bei den viel zu hohen Kosten im Sprachbereich. Außerdem ist das, was da geschieht, auch rechtlich fragwürdig.


    Zitat

    Schließlich gab es im Festnetzbereich eine Monopolsituation, die aufgelöst werden sollte. Die RegTp wird im Mobilfunksektor keine Öffnung für alternative Internetprovider anmahnen. Es gibt ja auch kein Call-by-Call für Gespräche vom Handy aus.


    Ein regulierender Eingriff der RegTP in den Mobilfunkmarkt ist doch schon lange überfällig. Angesichts der hohen Schuldenberge und der "UMTS-Milliarden" als Universalausrede (und mit Sicherheit ein paar [url=http://www.bpb.de/publikationen/EU6SR3,0,0,Durchsichtige_Taschen_oder_schwarze_Koffer.html]schwarzen Koffern[/url] sowie [url=http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,335151,00.html]konzernexternen Telearbeitern[/url] an den richtigen Stellen) drücken die sich aber seit Jahren erfolgreich drum.
    Die ursprünglich für mehr Wettbewerb angedachte Trennung zwischen Provider und Netzbetreiber ist ja auch völlig für den Gulli und ist in der Wirkung ebenso verpufft wie die bisherige Regulierung des deutschen DSL-Markts, den die deutsche Telekom erfolgreich kaputt gedumpt hat und erst jetzt so langsam durch Z-ISP und Reselling in Fahrt kommt.
    Ich glaube auch nicht daran, daß man noch 2005 einen DSL-Anschluß ohne Telefon (analog oder ISDN) bekommt. Falls es jemals so weit sein sollte, zeigt QSC ja schon heute, wohin der Zug fährt: es wird nicht billiger. Warum auch sollten 4MHz Bandbreite auf dem Kabel billiger sein als die heute teuer verkauften 128kbit? Auch im Festnetz fahren die Anbieter auf Kriegskurs gegen die Degradierung zum Transportdiensleister, und die Regulierungsbehörde spielt mit so zukunftsfeindlichen, realitätsfernen Urteilen wie der 032-Gasse für VoIP fleissig mit.
    Ein kurzes Wort zu VoIP und dem Problem des regionalen Bezugs von Telefonnummern: wie bereits im Teltarif-Forum jemand so treffend bemerkt hat, leben wir in einer Zeit, in der man unter einer Nummer einen Teilnehmer erreicht, und nicht einen Ort. Sollte ENUM sich in 10 oder 20 Jahren durchgesetzt haben, wählen, faxen, simsen, IMsen und mailen wir sowieso nur noch Adressen der Art name@domain.tld an - das ist Unified Messaging, das ist die Zukunft. Es ist völlig hirnrissig, hier nach dem Dienst zu unterscheiden. Das einzige, was da noch zählt, ist das verwendete Medium, und die beanspruchte Bandbreite (nicht: Volumen!).


    Zitat

    Gibt es keinen Mobilfunkanbieter, der sich auf seine Kernaufgaben besinnt, nämlich günstig und zuverlässig Sprach- und Datenverbindungen möglichst flächendeckend anzubieten?


    Die Forderung nach einem "Mobilfunk-Discounter" ist nicht neu. Es hört nur irgendwie keiner der 4 drauf, die erhalten lieber ihren status-quo .. und fahren damit ja auch nicht schlecht, wenn man sich die Margen mal anguckt.


    Zitat

    Würden die Kunden das honorieren? Hat jemand Zahlen, wieviel die zusätzlichen Dienstleistungen zum Gewinn beitragen? Geht es ohne diese wirklich nicht?


    Aussagekräftige Zahlen über Nutzer, Auslastung, Gewinn, aufgeschlüsselt nach Diensten Sprache abgehend, Sprache intern, Sprache extern, Sprache ankommend, Sprache abgehend, SMS, MMS, GPRS, UMTS wären höchst interessant - werden aber seit jeher gehütet wie Staatsgeheimnisse.
    Da eine Veröffentlichung dieser Statistiken einer Regulierung ordentlich Munition liefern würde, wundert mich das nicht. Ich denke da alleine an die Einnahmen aus Gesprächen Festnetz->Mobilfunk. Die BREKO-Blutsauger haben sicher nicht unrecht mit der Aussage, daß die "Festnetzler" die Mobilfunker massiv subventionieren.



    Ob die Kunden einen "Discounter", der sich auf die Kerndienstleistungen beschränkt und diese preiswert anbietet, honorieren würden? Eindeutig ja!
    Ich schreibe dies mit Hinweis auf den Festnetz-Markt und dessen Call-by-Call. Da gab es direkt zu Beginn und auch mittendrin immer mal wieder diverse Umfragen, was die Kunden präferieren würden. Das Ergebnis war immer das gleiche: 95% günstiger Preis, 10% "Service", 8% Bonus-Features, ... und weiterer Krimskrams.


    Für meinereiner - und für die meisten Mitleser - dürfte das klar sein. Was bitte will man bei einem Festnetzanschluß auch schon großartig bieten, außer günstigem Preis? Wer braucht Service beim Telefon? Wenns klemmt vielleicht, aber bei entsprechener Verfügbarkeit klemmts nicht, und dann brauchts auch keinen Service mehr. Außer Konferenzschaltung, flexibel konfigurierbarer Anrufweiterschaltung (wie bei T-Com auch per WWW möglich!) und Anrufbeantwortern fallen mir auch keine Features mehr ein, mit denen man sich im Festnetz voneinander abgrenzen könnte. Wer ne bunte Grafik und seitenweise Auswertungen zu seinem gesetzlichen EVN haben möchte, der soll sie halt extra zahlen.


    Im Mobilfunk gibt es mehr Möglichkeiten, sprich: Dienste, um sich abzugrenzen. Aber sind es wirklich so viele mehr? SMS ist etabliert. MMS kommt langsam, wird den Erfolg von SMS in dieser Form aber voraussichtlich nicht wiederholen können.
    Mail-Push aufs Handy ist mit NTT-iMode in Japan geglückt, E-Plus hats hierzulande vertarifsaubeutelt. Der Hiptop krankt am proprietären Client+Flaschenhals. Der Erfolg der Blackberries ist mir etwas unverständlich - Mails+Termine, mit einem proprietären Gerät. Es funktioniert bestens - das ist wohl auch schon alles, was auf der Habenseite steht (aber das ist mit Blick auf IT-Katastrophen der letzten Jahre zugegeben auch schon eine Leistung). Die o2-Flat macht den Flaschenhals ja gerade wieder enger.



    Der kaputte Mobilfunkmarkt krankt also

    • einerseits an den Betreibern: Oligopol+Absprachen pur. Kein Preiskampf, trotz fetter Margen, nahezu identische Tarife der beiden großen D-Netze, die zusammen 80% des Marktes beherrschen. Tarife zum Handy und netzintern sind allesamt ein Witz, in der anderen Richtung außer bei E+3ct auch. Bei Datentarifen und Roaming ists bekanntlich noch schlimmer.
      Discounter, die sich aufs Kerngeschäft konzentrieren würden (Datentransport), haben keine Chance - man schaue sich den Providermarkt mal an. Die wenigen guten Ansätze sind gescheitert, was übrig bleibt, bietet auch nur den Rotz der Originale - was wenig verwundert, mangels Handlungs- und Kalkulationsspielraum.
    • an den Kunden: 25 Milliarden SMS im Jahr 2003, trotz der bekanntlich zu hohen und allorts bemängelten Preise. So manchem Deutschen gehts wohl immer noch zu gut, wenn er Hunderte oder gar Tausende SMS monatlich versendet. Der Umsatz mit Klingeltönen und Logos steigt ungehemmt, während sogar hierzulande mehr und mehr Leute an der Armutsgrenze leben. Netzbetreiber-Portale und sogenannter Premium-Content reduzieren sich fast ausschließlich auf diesen Unsinn. Dazu die bekannte Handybesitzer- statt Handynutzer-Problematik.


    Gegen die Absprachen und den kaputten Markt könnte man ja noch was tun, aber bei den anderen Sachen ... "Tarif scheißegal, Hauptsache geiles Handy". Nicht besser ist die Fraktion, die keine Ahnung hat, welcher Dienst gerade was kostet (kein Wunder bei dem Tarifjungel), aber ihn trotzdem nutzt. Am schlimmsten sind natürlich diejenigen, welche Dienste in Anspruch nehmen, welche sie doch als viel zu teuer ablehnen.


    Die Gruppe derer, die Mobilfunk preiswert als diensteunabhängiges Medium nutzen möchte, ist eindeutig in der Minderheit. Vielleicht ist der Markt also doch gar nicht so kaputt wie immer alle behaupten ... :(



    Als Aktionär freue ich mich über das unmündige Volk, bedanke mich für die Arbeitsplätze von Telekom und T-Mobil (der Großraum Bonn währe wohl arbeitslos ohne die) - und verzichte auf überteuerte Dienste wie SMS (jenseits des Inklusivvolumens), MMS, GPRS, Telefonie (konsequentes Rosinenpicken, siehe mein Handy-Extreme-Howto).


    Den Kommentaren im Heise-Forum kann ich mich nur anschliessen. Sollte Ende-zu-Ende-IP-Traffic tatsächlich irgendwann in Abhängigkeit vom Dienst tarifiert werden, gibt es nur eine Lösung: Verschlüsseln, verschlüsseln, verschlüsseln. Tunnels kann man immer graben. Sollte das mal verboten werden, haben wir ein größeres Problem, als daß Netzbetreiber nicht zu Bitschubsern degradiert werden möchten.


    Der Rest hängt wohl von der persönlichen Gesinnung ab. Medienrummel veranstalten, Regulieren und Eingreifen, das Volk vor sich selbst schützen (würde es sich schützen, würden sie es nicht nutzen, und das Angebot würde sich anpassen) - oder ärgern daß es lange nicht so schön ist wie es sein sollte, die Lücken nutzen so weit es geht und damit leben?

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  • Hallo,


    Zitat

    Original geschrieben von Hadraniel
    Ob die Kunden einen "Discounter", der sich auf die Kerndienstleistungen beschränkt und diese preiswert anbietet, honorieren würden? Eindeutig ja!


    klar - dann möge der fiktive Discounter mal anfangen und seine Basisstationen über Deutschland verteilen. Dafür dürfte er einige Jahre und einige Milliarden Euro benötigen. Mobilfunkanlagen wachsen nicht auf Bäumen, und die Mitarbeiter arbeiten nicht für 1 Euro die Stunde.


    Zitat


    Was bitte will man bei einem Festnetzanschluß auch schon großartig bieten, außer günstigem Preis?


    Man kann weitgehend die gleichen Features bieten wie im Mobilnetz: SMS, MMS, und Email-Push wäre technisch (vor allem bei ISDN) auch kein Problem.


    Zitat


    Wer braucht Service beim Telefon?


    Wer braucht Service beim mobilen Telefonieren?


    Zitat

    Tunnels kann man immer graben.


    Richtig - und Tarife kann man immer mißbrauchen. Und es gibt eine ganze Ladung Kunden die nix anderes im Kopf haben. Dieses Problem hattest Du vergessen.


    Gruß, Wolfgang

  • Zitat

    Original geschrieben von wgot
    klar - dann möge der fiktive Discounter mal anfangen und seine Basisstationen über Deutschland verteilen. Dafür dürfte er einige Jahre und einige Milliarden Euro benötigen. Mobilfunkanlagen wachsen nicht auf Bäumen, und die Mitarbeiter arbeiten nicht für 1 Euro die Stunde.


    o2 hat angefangen, Ballungsgebiete auszubauen, da hatten die Konkurrenten die Landschaften schon ordentlich mit BTS zugepflastert. Es hat trotzdem funktioniert.
    Die Milliarden Euro, die heute aus den Kunden ausgepreßt werden, gehen nicht in Mobilfunkanlagen, sondern zum Großteil in die Schuldentilgung sowie an die Aktionäre.



    Ich schreibe ja auch nicht, daß jemand bei Null anfangen soll. Das wäre im Mobilfunkbereich ebenso wenig sinnvoll wie im Festnetzbereich, wo auch schon genug Kabel unter der Erde liegen. Absichtserklärungen, billige Zweitmarken aufzubauen (ob das technisch in Form von Providern oder virtuellen Netzbetreibern oder was auch immer realisiert wird), sind ein Anfang. Bei Preisvorteilen im einstelligen Prozentbereich kann man aber nicht von Tarifoffensiven und Marktverschiebungen sprechen, sondern nur von Ablenkungsmanövern, um Wettbewerbsrechtler und die Kartellbehörde zu besänftigen.


    Provider (Wiederverkäufer!) scheinen auch nicht bessere Konditionen zu bekommen als Endkunden mit großen, stark rabattierten Rahmenverträgen - sonst gäbe es da bessere Tarife. Der Markt ist halt festgefahren, diktiert von den Netzbetreibern.


    Zitat


    Man kann weitgehend die gleichen Features bieten wie im Mobilnetz: SMS, MMS, und Email-Push wäre technisch (vor allem bei ISDN) auch kein Problem.


    Sollen sie es halt anbieten - nur, wen interessierts? SMS, MMS, Mail-Push im Festnetz? Sollen die, die es brauchen, dafür zahlen - der Rest bitte nicht. Der Anteil der potenziellen Nutzer dürfte im geringen Promille-Bereich liegen.



    Zitat

    Richtig - und Tarife kann man immer mißbrauchen. Und es gibt eine ganze Ladung Kunden die nix anderes im Kopf haben. Dieses Problem hattest Du vergessen.


    Falsch. Ganz falsch ... um nicht zu schreiben: haarsträubender Unsinn!


    Man kann Tarife nicht mißbrauchen sondern nur gebrauchen. Mißbrauch ist nur möglich, wenn AGB und technische Hürden gegen eine bestimmte Nutzung eingerichtet wurden, und diese dann unterlaufen werden (Du spielst auf die Tunnelung der o2-Flat an). Wie ich mein Handy bei Gesprächen zu nutzen habe, steht in keinem Vertrag und gehört da auch nicht rein.


    Der perfekte faire Mobilfunk-Tarif wäre Grundgebühr (um Verwaltung+Rechnungsstellung+Service abzudecken) sowie je Dienstmerkmal Selbstkosten des Providers + prozentuale Marge. Dazu evtl. noch eine Rabattstaffelung als Bonus für Kunden mit hoher Airtime.
    Mindestumsätze, Paketminuten und Inklusiv-SMS, billig hier und dafür umso teurer hier .. das ist doch alles Kundenverarschung.


    Wenn ich bei E+ nur die 3ct-Festnetzgespräche nutze? Bei o2 nur aus der Homezone abgehend Gespräche führe? Bei Tarifen mit Mindestumsatz nur eben diesen abtelefoniere? Bei Tarifen mit 150 Inklusiv-SMS maximal 150 SMS, bei 100 Inkusivminuten maximal 100 Minuten im Monat versende/telefoniere?
    Ist das jetzt in Deinen Augen Mißbrauch? Mitnichten ist es das! Das ist das optimale Ausnutzen des Tarifs, ich verstoße gegen keine Regeln - im Gegenteil, der gesunde Menschenverstand diktiert, bei den 3ct-Tarifen keine überteuerten Gespräche in Fremdnetze zu führen, und Locktarife mit Mindestumsatz nur eben bis dorthin zu nutzen.


    Oder, um es nochmal in aller Deutlichkeit zu schreiben: ein fairer Tarif richtet sich nach dem Nutzungsverhalten, nicht umgekehrt!
    De facto sind aber ausnahmslos alle Tarife auf dem Markt andersrum gestrickt. Wer sein Telefonverhalten nicht dem Tarif anpasst, zahlt drauf. Bis auf die E+Professional-Tarife mit Tarifautomatik (und auch die haben ihre Haken) gibts da nix. In diesem Zusammenhang ist erstaunlich, daß Quam (mit seinen Prof-Tarif-Kopien) seinerzeit so glänzend gestorben ist. Da war der Kostenvorteil gegenüber bestehendem zu niedrig, Subventionen für Geräteabgreifer deutlich zu hoch.



    Aber seis draum, das war jetzt eigentlich alles offtopic in Bezug auf das Thread-Thema: die Mobilfunker weigern sich, zu Bitschubsern zu werden.


    Bleibt zu hoffen, daß sie allesamt mit wehenden Fahnen untergehen, wenn sie versuchen, der Kundschaft weiterhin Profile aufzuzwängen und sie nach Strich und Faden zu vereiern - statt ihre Produkte entsprechend der Nachfrage zu entwickeln. Es ist mir absolut schleierhaft, daß nicht ein einziger der Netzbetreiber mutig ist und hier einen Vorstoß wagt. Verbesserungspotenzial gibt es mehr als genug .. das Peter-Prinzip wird auch hier dafür gesorgt haben, daß die richtigen Betonköpfe an den entscheidenden Stellen Wurzeln geschlagen haben :mad:

    [deutschlandsim ALL-IN premium:Galaxy Nexus; BASE-internet:iPad1; BASE-internet:mifi]

  • Hallo,


    Zitat

    Original geschrieben von Hadraniel
    Man kann Tarife nicht mißbrauchen sondern nur gebrauchen. Mißbrauch ist nur möglich, wenn AGB und technische Hürden gegen eine bestimmte Nutzung eingerichtet wurden,


    nein, Mißbrauch ist möglich weil sich nicht alles technisch sperren läßt.


    Zitat

    Du spielst auf die Tunnelung der o2-Flat an


    Nein (danke, dieses Thema nicht schon wieder). EM-Trick und "bundesweite Homezone" sind viel bessere Beispiele.


    Zitat


    Der perfekte faire Mobilfunk-Tarif wäre Grundgebühr (um Verwaltung+Rechnungsstellung+Service abzudecken) sowie je Dienstmerkmal Selbstkosten des Providers + prozentuale Marge.


    Du hast was vergessen: die Kosten für den Aufbau der alten Technik (bzw die hierfür anzuzahlenden Kredite) und die Kosten für die Weiterentwicklung bzw Entwicklung der Nachfolgetechnik. Und das sind die Hauptkosten!


    Zitat


    Wenn ich bei E+ nur die 3ct-Festnetzgespräche nutze?
    Bei o2 nur aus der Homezone abgehend Gespräche führe?
    Bei Tarifen mit Mindestumsatz nur eben diesen abtelefoniere?


    Hat der Anbieter Pech gehabt. Absolut vertragskonformes Verhalten, auch dann wenn Du Dir drei Verträge zulegst, einen für die 3ct, einen für die Homezone und einen dritten dessen Mindestumsatz Du für den Rest nimmst.


    Und nun denke mal einen Moment über den eigenen Horizont hinaus: was passiert wenn das alle so machen? Ganz einfach: diese Tarife werden schnell verschwinden.


    Die Netzbetreiber haben nunmal das Dilemma, daß ihre Hauptkosten Fixkosten sind, die breite Masse der Kunden aber Verträge mit hoher Grundgebühr nicht akzeptiert. Ja, die wollen sogar keine Grundgebühr zahlen, diese muß sich mit der Handysubvention aufheben. Und genauso sieht es für die Betreiber aus: die Grundgebühr geht vollständig für die Subvention und Händlerprovision drauf (zumindest in den ersten 2 Jahren). Da de facto keine Grundgebühr eingenommen wird muß alles auf die Nutzungskosten drauf - und schon haben sie das nächste Dilemma: sie füttern die Handysammler die gerade mal den Mindestumsatz...


    Zitat


    Oder, um es nochmal in aller Deutlichkeit zu schreiben: ein fairer Tarif richtet sich nach dem Nutzungsverhalten, nicht umgekehrt!


    Ok - und ein faires Angebot ist nur möglich, wenn sich auch die Kunden fair verhalten. Natürlich alle, und nicht nur die "unwissenden" 95%.


    Zitat


    In diesem Zusammenhang ist erstaunlich, daß Quam (mit seinen Prof-Tarif-Kopien) seinerzeit so glänzend gestorben ist.


    Ist doch eine klare Antwort der Kundschaft auf die Frage ob sie faire Tarife wünscht.


    Zitat


    die Mobilfunker weigern sich, zu Bitschubsern zu werden.


    Genau, mal zurück zum Thema.


    Sie sind Bitschubser. Wenn sie mehr sein wollen stört mich das nicht, und wenn ihre Angebote attraktiv sind würde ich sie nutzen. Aber während sie beim Bitschubsen ein Monopol haben müssen sie bei den weiteren Angeboten mit anderen Anbietern konkurrieren.


    Zitat


    Bleibt zu hoffen, daß sie allesamt mit wehenden Fahnen untergehen, wenn sie versuchen, der Kundschaft weiterhin Profile aufzuzwängen


    Ähm, das Aufzwängen geschieht aber hauptsächlich über gebrandete Handysoftware. Wer ein ungebrandetes (und damit unsubventioniertes) Handy nutzt wird nicht auf irgendwelche Zwangsseiten geschickt. Wer aber ein Handy für 1 EUR einschiebt sollte sich nicht drüber aufregen.


    Gruß, Wolfgang

  • Zitat

    EM-Trick und "bundesweite Homezone" sind viel bessere Beispiele.


    Ok. Bei EM ohne (BW)HZ-Umleitung verdient o2 ja genug. XXL-Uplooping wurde irgendwann durch Kartensperrungen bekämpft und dürfte nun, wo Anrufe zu HZ-Nummern teurer geworden sind, der Vergangenheit angehören.


    Mit der BWHZ ist es so eine Sache. Fest steht, daß die Weiterleitungsgebühren des Genion-Tarifmanagers eine Frechheit sind, wenn man bedenkt, daß man per CbC deutlich günstiger wegkommt. o2 sollte sein Angebot der Nachfrage anpassen und die Weiterleitungen deutlich günstiger machen oder besser noch, (evtl. optional) gegen einen pauschalen Aufpreis abgelten. 5 EUR monatlich für diesen Aufpreis wären eine gute Einnahme, die monatlichen 8 EUR mit BWHZ-Ankerverträgen gehen dagegen für die Aquisition+Subvention drauf. Dazu endlich mal Surf@Home fertigstellen und auch im GPRS-Netz freigeben, das Paket aggressiv bewerben (nicht mit Subventionen sondern mit irgendwas im Sinne von "Festnetznummer für günstige Erreichbarkeit, Handy für unterwegs, surfen ohne Zeittakt daheim") - fertig ist der ISDN-Killer für OPAL-geschädigte und Landeier.


    Zitat

    Du hast was vergessen: die Kosten für den Aufbau der alten Technik (bzw die hierfür anzuzahlenden Kredite) und die Kosten für die Weiterentwicklung bzw Entwicklung der Nachfolgetechnik. Und das sind die Hauptkosten!


    Ich schrieb Selbstkosten des Betreibers, das zählt da alles für mich mit :)


    Zitat

    Die Netzbetreiber haben nunmal das Dilemma, daß ihre Hauptkosten Fixkosten sind, die breite Masse der Kunden aber Verträge mit hoher Grundgebühr nicht akzeptiert. [..]


    Ist alles richtig. Die breite Masse nutzt ihre teuer subventionierten Geräte aber auch kaum, weil die laufenden Kosten so hoch sind.
    Die Lösung, damit würde man auch die Handysammler los: Tarife und Handy sauber trennen, wie schon von unzähligen Leuten seit Jahren gefordert. Die Finanzierung des Geräts sollte man nicht länger im Tarif tarnen, sondern explizit ausweisen. Tarif x für y EUR monatlich mit diesen und jenen Konditionen. Sie wollen ein Handy? Gibts hier für z EUR oder w EUR monatlich über 2 Jahre (effektiver Jahreszins..). Netzbetreiber kriegen die Geräte alle wesentlich günstiger als der Einzelhandel, also wird der Absatz schon nicht versacken. Schubladenverträgen könnte man entgegenwirken, indem man die Geräte auch ohne Verträge verkauft (.. und tschüss Einzelhandel). Wobei das sicherlich gar nicht im Interesse der Betreiber liegt, schönen doch auch ungenutzt Verträge die Kundenzahlen.



    Zitat

    Ok - und ein faires Angebot ist nur möglich, wenn sich auch die Kunden fair verhalten. Natürlich alle, und nicht nur die "unwissenden" 95%.


    Ich denke Du verwechselst jetzt Ursache und Wirkung. Kunden, die sich heute "fair" verhalten, sind dumm. Sie zahlen drauf, und zwar heftigst. Ein "faires" Angebot könnte man gar nicht "mißbrauchen", da gibts nur "faire" Kunden.


    Es ist zwar irgendwie "unfair", sich eine BWHZ einzurichten, aber ist ist auch irgendwie "unfair", für die vorgesehene Weiterleitung mehr zu bezahlen, als für einen direkten Anruf per CbC. So what?


    Um auf den "Mißbrauch" eingangs zurückzukommen: die Netzbetreiber mißbrauchen die Festnetze, durch völlig überhöhte IC-Entgelte. Sie mißbrauchen den Kunden durch undurchsichtige Tarife, die oft dieselbe grundlegende Macke haben (wurde in irgendeinem Thread von irgendwem auch schonmal aufgegriffen):
    Üblicherweise zahlt man für ein Produkt den Betrag x pro Einheit. Nimmt man viel ab, bekommt man Rabatt und zahlt Betrag y<x pro Einheit. Mal abgesehen davon, daß der Basispreis im Mobilfunk grundsätzlich zu hoch ist, steigt dieser Preis y mit steigender Abnahme/Nutzung des Produkts! Dies gilt für alle Tarife mit irgendwelchen Inklusivleistungen, insbesondere für "Minutenpakete". Wer sowas nutzt und nicht versucht, durch bewußtes Telefonieren das Preisoptimum zu erwischen, ist selbst schuld.


    Zitat

    Ist doch eine klare Antwort der Kundschaft auf die Frage ob sie faire Tarife wünscht


    Naja, die Quam-Verträge waren zwar heftigst provisioniert, doch bis auf HSCSD waren es nur geringfügig modifizierte E+Prof.-Kopien (3star, 4star, 5star), und bei 1star+2star war der Tarifvorteil gegenüber bestehendem ganz offensichtlich nicht groß genug, um die Träge Masse zum Wechsel zu motivieren - Hürden waren zusätzlich fehlende MNP sowie die generelle Skepsis einem neuen, ausländischen Netzbetreiber gegenüber, der ja "noch nichtmal ein eigenes Netz" unterhält.




    Zitat

    Genau, mal zurück zum Thema. Sie sind Bitschubser. Wenn sie mehr sein wollen stört mich das nicht, und wenn ihre Angebote attraktiv sind würde ich sie nutzen. Aber während sie beim Bitschubsen ein Monopol haben müssen sie bei den weiteren Angeboten mit anderen Anbietern konkurrieren.


    Müssen sie? Das Aussperren "fremder Inhalte" (sei es durch technische Maßnahmen oder einfach durch den Preis), am besten des gesamten Internet, birgt große Gefahren. Lanturlu hat es in seinem alten Beitrag bereits anklingen lassen. Medienkontrolle. An diesem Wort hängt eine ganze Menge, mehr muß ich dazu doch gar nicht schreiben.


    Wie im Heise-Form so treffend erwähnt: AOL, T-Online und Compuserve haben sich zur Blütezeit der Mailboxen noch tapfer mit ihren geschlossenen Systemen gegen das aufkommende Internet gewährt - letzterer hats nicht überlebt, bei T-Online gibt es schon gar kein CEPT mehr und AOL bietet auch schon einen echten Internetzugang (ergänzt durch das eigene System) statt dem früher geschlossenen System mit (langsamen) Übergang ins Internet.


    Allerdings gibt es seit jeher zahllose Alternativen, sich Zugang zum Internet zu verschaffen. Beim Mobilfunk geht das leider nicht. Wenn der Markt es nicht selbst regelt - und die Gefahr besteht - sollte regulierend eingegriffen werden. Die Zukunft des mobilen Datenfunks darf nicht darin bestehen, zwischen 4 verschiedenen Intranets wählen und das "volle Programm" nur mittels (z.B. VPN-)Tunnels erschliessen zu können.


    Zitat

    Ähm, das Aufzwängen geschieht aber hauptsächlich über gebrandete Handysoftware.


    Nein, das Aufzwingen geschieht hauptsächlich durch Tarife. Und hier gibt es keine echte Konkurrenz.

    [deutschlandsim ALL-IN premium:Galaxy Nexus; BASE-internet:iPad1; BASE-internet:mifi]

  • Hallo,


    Zitat

    Original geschrieben von Hadraniel
    endlich mal Surf@Home fertigstellen und auch im GPRS-Netz freigeben, das Paket aggressiv bewerben - fertig ist der ISDN-Killer für OPAL-geschädigte und Landeier.


    die GPRS-Datenkapazität einer BTS entspricht etwa einem normalen ADSL-Anschluß (sofern nicht telefoniert wird). Wie viele opalgeschädigte Landeier möchtest Du nach agressiver Werbung gemeinsam an einen virtuellen DSL-Abschluß hängen?


    Zitat


    Ich schrieb Selbstkosten des Betreibers, das zählt da alles für mich mit :)


    Dann sicher auf die Lizenzkosten. 50 Milliarden Euro für die UMTS-Lizenzen (ob es sinnvoll war den Preis so weit hochzutreiben brauchen wir heute nicht mehr diskutieren, die Kohle ist ausgegeben) müssen von ca. 50 Millionen Handykunden reingeholt werden. Das macht pro Handykunde 1000 Euro - jede schlafende Prepaidkarte mitgezählt.


    Gruß, Wolfgang

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