Xelibri 7 Testbericht

  • Testbericht Xelibri 7


    Ein letztes Mal kommt nun die Abschiedskollektion der gut gemeinten Xelibri Designerhandys auf den Gaben- oder eher den Grabbeltisch. Grund genug, sich noch einmal die wohl am ehesten telefontauglichen Modelle der 2003er Serie, die Modelle 5 und 7, zu einem TT-Test vorzunehmen. Da zum Xelibri 5 bereits ein Test vorliegt, widme ich mich hauptsächlich dem 7er Modell.






    Das Xelibri-Konzept


    Ursprünglich wollte Siemens mit der Xelibri-Reihe nicht den typischen Handykäufer ansprechen, der entweder als Prepaid-, Normal- oder Business-Nutzer auf der Suche nach einem tauglichen Gerät für die kommenden 2 Jahre ist. Vielmehr stellte man sich den wohlhabenden und konsumverliebten, modebewußten Trendsetter vor, der mal eben 250 EUR für ein Telefon ausgibt, das prima zur Farbe der Jacke paßt, Aufsehen erregt und nicht jeder hat. Verkauft werden sollte das Gerät online und in Modegeschäften. Gelandet ist es nun für 50 EUR als Palettenware im Sonderangebot. Ein Abstieg ganz ohne Globalisierungshintergrund. Es war wohl einfach nur ein verkehrtes Konzept oder aber die produzierten Geräte erfüllten nicht die im Konzept gesteckten Ziele. Siemens hat inzwischen das Xelibri-Abenteuer beendet, die Geräte sind abgeschrieben und weitere Kollektionen wird es nicht geben.


    Vor diesem Hintergrund will ich nun Design, Verarbeitung, Funktionsumfang und soweit mir möglich die technischen Eigenschaften und die Praxistauglichkeit des Xelibris überprüfen – den Niedrigpreis des Gerätes dabei immer im Hinterkopf.


    Verpackung


    Die Verpackung macht zweifellos was her. Neben häßlich bunten und zusammengepressten Callya-Kartons sieht der minimalistische weiße Karton edel aus. Im Modegeschäft sicher ein Pluspunkt. Für die Ramschpalette aber eher untauglich, denn nur eine Ziffer in Xelibritype verrät, welches Gerät im Karton enthalten ist. Die Farbe läßt sich nur über den seitlichen Aufkleber bestimmen. (wollte ich jetzt für Uschi die 7 in Mercury holen oder war das die Puderdose...) Augen auf beim Schnäppchenkauf.





    Öffnet man das Siegel so läßt sich der innere Karton aus der Hülle ziehen. Hier findet man gleich die mehrsprachige Quickstart-Anleitung, die so manchem Kunden sicher wertvolle (und auch notwendige) Tips zum Einlegen von Akku und SIM-Karte verrät. Darunter liegt das Xelibri in einer gefalteten Pappschale, die edler als die Siemens- oder Nokia-Eierverpackungen wirkt. Unter der Schale findet man die 7 einzeln gehefteten Handbücher in den aktuellen Modesprachen, eine Deutsche ist auch dabei. Übel in Erinnerung sind mir dagegen mehrsprachige Handwälzer anderer Hersteller. Wirklich benötigen wird man das Handbuch (abgesehen vom Xelibri 8) wohl nur, wenn man gewohnte Funktionen vermißt. Beim Xelibri 7 ist die Bedienung eher intuitiv, doch dazu gleich mehr. Hinter einer Papplasche der Verpackung findet sich dann noch ein Xelibri-Beißring, der Akku und das Ladegerät. Der Akku des Xelibri 7 ist leider eine Sonderbauform, die Siemens-Akkus der 5xer oder 6xer Serien passen leider nicht. Der 3,7 V Lithium-Ionen Akku hat 510mAh.Die 14 Monate Liegezeit in der Verpackung hat er schadlos überstanden. Das Ladegerät (natürlich mit Slim Lumberg-Stecker) weicht von den derzeit von Siemens zu den 5x/6x Geräten gelieferten Delta Electronics Geräten ab, es ist ein Astec, der Ladestrom von 5V 0,4A ist jedoch gleich, womöglich können daher auch die Delta Geräte genutzt werden.
    Der erwähnte Beißring ist geschmacksneutral, riecht nach hübschen Frauen, ist farblich dezent und läßt sich je nach Nasenform als Pseudo-Piercing modisch schick tragen. Gerade zur Erkältungszeit eröffnen sich vermutlich noch neue Anwendungen. Unbestätigten Community-Berichten zufolge handelt es sich jedoch nicht um eine Tragehilfe für das Xelibri. Naja.
    Inbetriebnahme:
    Beim Xelibri 7 kann ein Blick ins Quickstart-Heft nicht schaden. Intuitiv würde man wohl eher was kaputt machen. Es ist wie in dem NippeldurchdieLasche-Lied: erst die Sim- und Ladesteckerklappe öffnen, dann den Knopf der Akkuklappe drücken und die Akkuklappe aufschieben. Naja. Bemerkenswert am Xelibri-Konzept ist, daß sich die SIM-Karte durch eine separate Klappe entnehmen läßt, also nicht wie üblich unter dem Akku liegt. Vermutlich waren die Xelibris von Beginn an als Zweithandy designed, häufiger Kartenwechsel sollte also erleichtert werden. Doch auch hier empfiehlt sich ein Blick ins Quickstart-Heft: von den zahlreichen möglichen Varianten, die Karte in den Schlitz zu führen funktioniert nur eine und das Hinweissymbol kaum zu erkennen. Richtig eingeführt verklinkt die Karte sanft. Ein erneutes Drücken auf die Karte entriegelt sie wieder.







    Verarbeitung und Bedienung





    Kenner der ersten Xelibri-Kollektion sagen, daß die neuen Geräte besser verarbeitet sind. Das Xelibri 7 ist ja in der Art einer Krawattennadel designed und läßt sich laut Anleitung an viele Gegenstände, die dünner als 1cm sind anklemmen. So weit wollte ich nicht gehen, aber an Kleidungsstücken und selbst Papierblättern hält es fest und sicher. Im ungeklemmten Zustand bleibt kein Spalt zwischen den Geräteschenkeln, so daß bei der Bedienung kein unangenehmes Nachwippen der Tastatur erfolgt. Insgesamt wirkt das Xelibri 7 durch die Klemmechanik aber dicker als notwendig. Die Tastatur gefällt mir sehr gut, die Ziffern lassen sich schnell und einfach drucken, da klappert nichts. Auch optisch gefällt der Ziffernblock, die Ausleuchtung der Tasten ist endlich mal makellos. Das Vierwegesteuerkreuz funktioniert gut und der Knopf in der Kreuzmitte führt endlich mal ins Menü und nicht in ein WAP-Portal! Dem Desginkonzept wurden jedoch die rote und grüne Hörertasten geopfert. Für den unbedarften Nutzer ist das nichts. Ins Schwimmen gerät man aber auch dadurch nicht.. Rechte und linke Taste des Steuerkreuzes dienen als Softkeys, deren Belegung in der getesteten Firmwareversion praktisch und logisch erscheint. Ein- und Ausschalten erfolgt durch langes Drücken der linken Steuerkreuztaste. Beim Blättern im Telefonbuch dient der mittlere Knopf des Steuerkreuzes zum Sofortanruf. Siemenstypisch lassen sich die Zifferntasten mit Shortcuts zu Funktionen oder Rufnummern belegen. Zusätzliche Lautsärketasten fehlen und über die Sterntaste läßt sich nur Rufton ein/aus steuern, nicht jedoch siemenstypisch die Profilauswahl und der Beepmodus. Die Rautetaste dient als Tastensperre (wahlweise auch automatisch).


    Menü und Funktionen





    Das Xelibrikonzept endet nicht beim Design sondern setzt sich auch in der Software fort. Im Menü erwartet einen nicht der klassische Siemens-Stil, sondern alles ist hier etwas anders, bewußt blumiger, weniger technisch, zwar recht eng vorgegeben aber nicht unpraktisch. 5 Themen ändern das Outfit und die Farbgebung komplett. Screensaver und Hintergrundbild des Standardbildschirmes lassen sich ändern, das 'smooth'st dann aber nicht mehr so schön mit den restlichen Farben. Auch wenn einem die animierten Symbole in den oberen 2 Menüebenen fremd vorkommen, die Software läßt einen nicht im Stich und schreibt dazu, welches Einstellungsgebiet man da gerade wählen kann. Ein Wecker ist dabei (nur eine Weckzeit, keine Tagesregelung) und ein Kalender, genauer gesagt eine Kalendermonatsansicht. Termine lassen sich nicht hinterlegen und die Kalenderwoche verschweigt er auch. Trotzdem Danke für diese Funktion! Außerdem 2 Spiele, Taschenrechner, ein SMS-Archiv und Sprachwahl. Konzept gemäß werden die Kontakte auf der SIM-Karte gespeichert. 23 mehr oder weniger groovige Klingeltöne sollten reichen. MMS, Java, Bluetooth oder IrDA, Wap oder e-mail gibt es nicht, die Siemens Data Suite kann auch keinen Kontakt mit dem Gerät aufnehmen. Das Farbdisplay stellt angeblich 4096 Farben dar, von Brillanz kann aber keine Rede sein.


    Technik und Praxis


    So, jetzt wird es richtig subjektiv. Ein Testlabor hab ich nicht, daher schildere ich meine Alltagserfahrungen mit dem Gerät. Zunächst zur Akkuleistung. Wunder kann man hier nicht erwarten, Siemens gibt unter Idealbedingungen bei Nichtbenutzung 260 Stunden StandBy an, im Alltag sind bei mittlerer Nutzung 4-5 Tage drin. Richtig schlecht ist das nicht, ein Ausdauerheld ist das Xelibri 7 aber auch nicht. Durchschnitt. Im Auto ist das Xelibri nichts, ein Antennenanschluß fehlt bei einem Modehandy natürlich und Freisprechen beherrscht es auch nicht. Ob ein Siemens-Headset funktioniert,habe ich nicht getestet, die Anschlußabdeckung macht das aber auch eher unpraktisch.
    Die Menüführung ist in der Praxis besser als anfangs erwartet und Telefonie- oder SMS-Funktionen vermißt man (abgesehen vom Freisprechen) im Alltag auch nicht. Hakelig wird es aber bei der Akustik und dem Kontakt zum Netz. Im O2 und Vodafone-Netz klang das Xelibri eher schlecht. Verglichen mit der Akustik eines A55 und A60 verliert das Xelibri. Schnelle Netzsuche läßt sich nicht einstellen und daher kann das Xelibri auch nicht beim U-Bahntest punkten (Wechsel in eine nicht per Nachbarschaftsliste geführte Zelle).


    Fazit


    Von allen Xelibris ist das 7er nicht nur das Gerät, das einem Handy am ähnlichsten sieht, es ist nach meinem Empfinden auch das alltagstauglichste und technisch überzeugendste. Bei Preisen um 50 EUR für ein ungesperrtes Gerät ohne Vertragsbindung kann man sicher bedenkenlos zugreifen. Auf der Suche nach Businesstauglichkeit oder einem Ersatzgerät für die Mama oder den Herrn Papa sollte man sich eher mit den aktuellen Geräten der 65er Serie von Siemens befassen. Für den täglichen Einsatz würde ich selbst ein A65 den Xelibris vorziehen.

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