An die VWL Profis unter euch - Betreff Geldfragen und ESZB

  • Ich sitz hier grad und lern für meine Klausur. Und da ist mir grad ne Frage durch den Kopf geschossen.
    Und zwar haben wir ja jetzt den Euro (fast) Europaweit eingeführt. Dabei wurden z.B. DM in Euro umgerechnet, Franc in Euro, usw...
    Früher konnten die nationalen Banken ja einigermaßen den Geldfluss noch voneinander unterscheiden. Sprich in Frankreich wurden z.B. DM abgeben, diese wurden dann auf Bankwegen wieder nach Deutschland "gebracht".


    Da jetzt diese "Grenzen ziemlich verschwommen" sind hab ich mich folgendes gefragt.
    Theoretisch (!) wäre es doch möglich, dass ein Land innerhalb der EU, irgendwann überhaupt kein Geld mehr hat, oder? Da alles die europäische Zentralbank regelt, oder? Ich blick da noch nicht ganz durch, ob denn nun die nationalen Banken in der EU tatsächlich noch bestimmen, wie hoch die Geldmenge ihres Landes ist, oder ob nur die ESZB bestimmt, wie hoch die Geldmenge innerhalb Europas ist.
    Wenn ersteres, dann wäre es doch (theoretisch) denkbar, dass z.B. alle Leute von Deutschland jetzt in Frankreich tanken gehen. Das Resultat wäre doch, dass Deutschland dann Geld verloren ginge. Natürlich bliebe es innerhalb der ESZBs, aber Deutschland wäre faktisch ärmer, und Frankreich reicher, oder?!


    Klärt mich mal auf, das geht aus meinem tollen VWL Skript leider nicht heraus... :confused:

    "Irgendwie haben die Leute das mit der Meinungsfreiheit falsch verstanden, man darf eine Meinung haben, man muss nicht. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    - Dieter Nuhr

  • Ich verstehe deine Frage nicht so ganz? Es ist doch so, dass wir den Euro haben, nicht mehr die einzelnen Länderwährungen. Demnach haben wir keine Wechselkurse und nur noch eine gesamteuropäische Währung. Zu einem "Notstand" an Geld wird es nicht kommen, da immer noch die einzelnen Notenbanken der Länder an die EZB reporten. Insofern würde die EZB durch entsprechende Maßnahmen die Versorgung von Bargeld in Deutschland sicherstellen.


    greetz,
    autares

  • Zitat

    Original geschrieben von autares
    Ich verstehe deine Frage nicht so ganz? Es ist doch so, dass wir den Euro haben, nicht mehr die einzelnen Länderwährungen. Demnach haben wir keine Wechselkurse und nur noch eine gesamteuropäische Währung. Zu einem "Notstand" an Geld wird es nicht kommen, da immer noch die einzelnen Notenbanken der Länder an die EZB reporten. Insofern würde die EZB durch entsprechende Maßnahmen die Versorgung von Bargeld in Deutschland sicherstellen.

    Das ist klar. Innerhalb der Weltwirtschaft wird die EU ja kein Geld "verlieren". Aber es könnte sich doch deutlich verlagern, z.B. von Deutschland nach Frankreich, worauf in Frankreich mehr Euro im Umlauf wären, als in Deutschland, oder?
    Oder ist es eben so, dass jede nationale Zentralbank doch in gewisser Weise noch für das eigene Land verantwortlich ist und "prüft", wie hoch die Geldmenge im eigenen Land ist und das dann an die EZB meldet?

    "Irgendwie haben die Leute das mit der Meinungsfreiheit falsch verstanden, man darf eine Meinung haben, man muss nicht. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    - Dieter Nuhr

  • Re: An die VWL Profis unter euch - Betreff Geldfragen und ESZB


    Zitat

    Original geschrieben von Fockx
    Theoretisch (!) wäre es doch möglich, dass ein Land innerhalb der EU, irgendwann überhaupt kein Geld mehr hat, oder? Da alles die europäische Zentralbank regelt, oder?


    Nein, das ist nicht möglich. Die EZB steuert die Geldschöpfung europaweit, soviel ist korrekt. Aber Dir wird es bestimmt klar, wenn Du den Funktionsmechanismus der Geldschöpfung betrachtest.
    Grob vereinfacht: Die EZB gibt einen Zinssatz vor, zudem sich die Banken bei ihr Geld leihen können. Dieses zusätzliche Geld verleihen die Banken weiter an ihre (Kredit-) Kunden. Voila Geldschöpfung. Es ist mehr Geld im Umlauf.


    Dabei muss die EZB beachten, dass ein zu starkes Geldmengenwachstum zu Inflation führt (Geldentwertung), umgekehrt führt eine zu starke Verknappung der Geldmenge zu Deflation. Ziel der EZB ist Preisniveaustabilität (d.h. Stabilität des Geldwertes), was als *Anstieg* der Inflationsrate von unter 2% definiert ist. Anstieg habe ich deshalb markiert, da so eine Deflation, also eine Inflationsrate <0 ausgeschlossen, ist.


    Vielleicht kann ich Dir mehr helfen, wenn Du Deine Frage präzisiert. Wohin soll denn das Geld eines Landes geflossen sein, dass "es nicht mehr da ist"?

    Chuck Norris liest keine Bücher: Er starrt sie so lange an, bis sie ihm freiwillig sagen, was er wissen will.

  • Re: Re: An die VWL Profis unter euch - Betreff Geldfragen und ESZB


    Zitat

    Original geschrieben von Bob_Harris
    Vielleicht kann ich Dir mehr helfen, wenn Du Deine Frage präzisiert. Wohin soll denn das Geld eines Landes geflossen sein, dass "es nicht mehr da ist"?

    Eben in ein anderes europäisches Land... ;)
    in meinem Beispiel eben nach Frankreich, wenn dort jetzt vermehrt "deutsches Geld" zugeführt wird. Die einzelnen Banken können ja schließlich nicht mehr unterscheiden, ob es denn nun Geld von Frankreich, Deutschland oder Niederlanden ist, welches in ihrem Umlauf ist.


    Aber die Frage hat sich wohl geklärt, da jede einzelne nationale Bank nach wie vor für IHR Land zuständig ist.
    Danke euch trotzdem!

    "Irgendwie haben die Leute das mit der Meinungsfreiheit falsch verstanden, man darf eine Meinung haben, man muss nicht. Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal Fresse halten."
    - Dieter Nuhr

  • Für alle die die Frage nicht verstanden haben mal in ganz grob vereinfacht: Er meinte die Anzahl der Scheinchen die in Deutschland zur Verfügung stehen damit wir alle was im Portemonai haben. Wenn wir alle diese Scheinchen nehmen und am Ballerman verbraten sind keine mehr in Deutschland. Die Frage war, wie die Scheinchen wieder zurückkommen in ausreichender Zahl, damit wir in Deutschland zurück uns Kopfschmwerzentabletten kaufen können.



    @Focks
    Viel Spaß beim weiterlernen. Bin ich froh dass ich das hinter mir habe :D

  • Ah, okay, jetzt versteh ich. Na gut:


    Theoretisch ist das natürlich möglich. Wenn alle Deutschen morgen zum Ballermann fahren und all ihr Geld mitnehmen und dort ausgeben würden, dann hätten wir das Problem. Gleichzeitig würde die EZB (hoffentlich) in diesem Moment gegenlenken. Aber rein theoretisch ist dies natürlich möglich.


    greetz,
    autares


    P.S.: Aber mal ein gutgemeinter Hinweis: Halt dich nicht an solchen Sachen auf, schau dir besser das IS-LM-Modell mal gaaaanz genau an ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von tlorberg
    Die Frage war, wie die Scheinchen wieder zurückkommen in ausreichender Zahl, damit wir in Deutschland zurück


    Das Bargeld wird logischerweise per LKW/Zug/Flugzeug dahin gebracht wo es (von Banken) nachgefragt wird. Es gab glaube ich vor einiger Zeit wirklich mal einen Engpass an 1Cent Stücken in Deutschland und sie mussten aus dem Ausland herangekarrt werden um die Nachfrage des Einzelhandels schnell befriedigen zu können. Wegen des x,99 € Dummfugs.

  • In Griechenland gibt es so gut wie gar keine 1 Cent-Stücke. Da bekommst du einfach 2 Cent statt 1 Cent raus oder es wird ab-/aufgerundet (mit Vorteil für den Kunden) :cool:

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