Zitat5 Keine weitere Berechnung des Zugangs zum Vodafone live!-Portal aus dem Vodafone D2-Netz über den APN wap.vodafone.de, ausgenommen besondere Entgelte für Inhalte/Dienste. Bis 15.04.2005 werden für weitergehende Paketvermittelte Datenübertragung über diesen APN 0,29 €/100 KB berechnet, danach 0,19 €/10 KB.
Das sind alles andere als attraktive Preise. Was mir auffällt, ist, daß die 2 MB Inklusivvolumen nur in Punkt 7 in Zusammenhang mit dem APN web.vodafone.de erwähnt werden. Das kann einfach eine unglückliche Formulierung sein, aber auch bedeuten, daß dem unbegrenzten Surfen letztlich doch enge Grenzen gesteckt sind.
Verläßt man das Vodafone Live-Portal, beginnt sofort das Zahlen. Natürlich kann man ein Volumenpaket dazubuchen, aber wird das der durchschnittliche Kunde auch machen?
Der denkt sich doch, daß er hier eine Menge umsonst bekommt und spart sich die Datenoption. Vodafone spekuliert darauf, daß die Kunden sich mit dem Live-Portal anfreunden und auf die teuren Ausflüge nach draußen verzichten. Der eingebaute Browser ist ja auf den APN wap.vodafone.de eingestellt. Man kann natürlich auch (in Verbindung mit einem anderen Gateway) den web-APN nutzen und die 2 MB verbrauchen. Gerade bei UMTS sind die aber auch schnell aufgebraucht. Multimediale Inhalte, die mit großen Datenmengen verbunden sind, lassen sich also nur über das Live-Portal herunterladen, da hier überschaubare Festpreise gelten.
Und das ist etwas, an dem ich mich störe. Der Netzbetreiber bestimmt, welche Inhalte angeboten werden, bzw. zumindest welche Anbieter in seinem Portal handeln dürfen. Das ist eine ähnliche Strategie wie bei i-mode. Zum Glück haben wir noch keine "walled garden"-Konzepte wie bei 3-UK oder einigen amerikanischen Netzen, wo man tatsächlich keine fremden Seiten aufrufen kann. Beim hier vorgestellten Modell kostet das nur extra.
Sicherlich ist das für die Nutzer ein bequemes Konzept. Sie erhalten mit Vodafoen Live eine einheitliche Bedienungsoberfläche, bei der die Grenzen zwischen offline und online verschwimmen. Das exzessive Branding wird ja viel kritisiert. Hier wird allmählich immer deutlicher, welche Strategie und Vision dahinter steht. Der Kunde erhält alles schön übersichtlich angeboten und zahlt nur die angegebenen Preise.
Das ist die schöne neue Welt von Vodafone Live.
Ich weiss, daß ich hier bei TT mit Kritik an V-Live offene Türen einrenne , aber ich möchte den Blickwinkel etwas erweitern. Hier geht es nicht nur um die Verschandelung der Gehäuse oder der Benutzeroberfläche von Handys. Sondern es werden langfristig gesehen auch Fragen des Wettbewerbsrechts und der Medienpolitik tangiert. Zunächst mal geht es nur darum, wer die bessere Ausgangsposition hat, dem Kunden seine völlig überteuerten Klingeltöne direkt anzubieten. Bei Mobile-TV zeigt sich schon das andere Problem. Man bekommt eine Auswahl verschiedener TV-"Highlights". Und wer bestimmt, welche Inhalte gezeigt werden? Wer entscheidet darüber, welche Nachrichten den Kunden kostenlos zur Verfügung gestellt werden? Andere Nachrichten lassen sich dann nur per Abo abrufen oder kritische Magazine tauchen im Portal erst gar nicht auf.
Das sind nur ein paar Denkanstöße. Sicherlich spielt das im Moment noch keine große Rolle, aber es ist denkbar, daß das Handy bei der Versorgung der Menschen mit aktuellen Nachrichten in Zukunft eine zunehmende Bedeutung haben wird. In Japan nutzen bereits mehr Menschen i-mode als Internet über den PC. In Deutschland befassen sich die Landesmedienanstalten damit, welche Fernsehsender die raren terrestrischen oder Kabel-Kanäle zugeteilt bekommen. Den Bereich des Videostreamings über UMTS hat dabei noch keiner im Blick. Es geht hier nicht darum, nach einer Ausweitung der staatlichen Kontrollen zu schreien, aber die Haltung, daß der Markt alles regelt, funktioniert leider auch nicht immer. (Man möge nur an die Qualität der Nachrichten im Fernsehen oder im Radio im mittleren Westen der USA denken.)
Es wäre meiner Meinung nach besser, wenn es beim Mobilfunk eine klare Trennung zwischen Netzbetreibern und Inhalteanbietern gäbe. Der Komfort würde scheinbar etwas leiden, weil man die Adressen der Portale erstmal selbst in die Handys eintragen müsste und man würde jedes Byte einzeln bezahlen müssen. Für die Bezahlung von Inhalten über die Mobilfunkrechnung bräuchte man ein offenes System. Dann gäbe es zwar auch viele schwarze Schafe und Klagen ähnlich wie bei 0190-Nummer und vielleicht auch Methoden, ahnungslose Kunden ohne ihr Wissen teure Inhalte aufrufen zu lassen, ähnlich wie jetzt mit den Dialern, aber man hätte einen funktionierenden Wettbewerb und bessere Bedingungen für Pluralität.
Ein Freund von mir hat sich sich schon vor Jahren über die Suche der Netzbetreiber nach den "Killerapplikationen" für UMTS aufgeregt. Seine Meinung war, daß die Betreiber günstige Verbindungen ins Internet anbieten sollen. Die Anwendungen kommen dann von alleine. Ich sehe jetzt immer mehr, wie recht er hatte.
Grüße,
Lanturlu