Nahost-Wie geht es ohne Arafat weiter?

  • Wie geht es weiter?


    Tja, Arafat wurde in den letzten Jahren nicht wirklich als Verhandlungsfähig angesehen. Kein Wunder, er hatte innerhalb der Gruppe, die sich Palästinenser nennen, relativ wenig zu sagen.
    Die Alternative war, dass er zwar was zu sagen hatte, aber sich gegenüber der Welt anders verhalten hat, als in seinen Kreisen.


    Ich denke als erstes muss mal sein Begräbnis durchgeführt werden.
    Wo?
    Nicht in Israel! Warum auch?
    Ich kann mich ja auch nicht in Frankreich begraben lassen, wenn ich mein Leben dem Kampf gegen Frankreich gewidmet habe (Der Friedensnobelpreis ist keine Wiedergutmachung für 18 Jahre Terrorismus!).
    Sein Begräbnis in Yerushalajim, wie es geforder wird (Zitat aus den Nachrichten von n-tv, eines Arabers in der Westbank: "Er wird in Yerushalajim begraben, auch wenn ich dafür sterben muss!") kann nicht durchgeführt werden. Sein Grab würde als Pilgerstätte genutzt werden und die Sicherheit der Israelis (Israelis != Juden) wäre nicht mehr sichergestellt.


    Im Gazastreifen kann er begraben werden, kein Thema.
    ABER: Dies wurde abgelent, weil man nicht weiß, wie sich Israel verhalten wird, wenn z.B. der Lybische Stattspräsident auf einmal durch Israel reisen will, um in den Gazastreifen zu gelangen.


    Wie man sieht, so wirklich vorraussagbar ist die Geschichte nicht.


    Ich würde ein Begräbnis in einem anderen Land (es sind doch arabische Brüder, oder etwa nicht?) anstreben.


    Ersteinmal sollte aber abgewartet werden, was die Versammlung der doch relativ gut zerstrittenen Gruppen im Gazastreifen bringt, in der sich geeinigt werden soll, wie es weitergeht.


    Gruß, Tobi

    Ani weata neschane et haolam.
    Ani weata as jawou kwar kulam.

  • Hi,
    also zunächst einmal ist es ein fast einmaliger Vorfall, der hier gerade passiert.


    Dass jemand so häufig als tot, dann doch wieder lebendig beschrieben wird, daran kann ich mich nicht erinnern.


    Ich nahm auch eigentlich an, dass Medien immer eine zweite Quelle besitzen (müssen? journalistische Sorgfalts"pflicht"?), bevor sie eine solche Meldung bringen.


    Aber selbst die Politiker aus EU verbreiten Meldungen und ziehen sie anschließend wieder zurück.


    Auch wenn es makaber erscheint, darüber zu streiten, bevor er verstorben ist (wobei das beschriebene Koma dem quasi gleichkommt):


    Ich fände ein Begräbnis in Jerusalem in Ordnung. Jerusalem ist eine heilige Stadt für Christen, Juden und Moslems.


    Die Probleme können dort gelöst werden oder diese Stadt wird ein Symbol für das Scheitern in der Völkerverständigung im nahen Osten.


    Scharon hat mit seinem damals sehr provokanten Besuch auf dem Tempelberg ja erst die zweite Intifada ausgelöst :flop:


    Vielleicht hat er jetzt die Größe und gesteht seinem Widersacher diese Ehre zu, in Jerusalem begraben zu werden.


    Hätte ein Rechtsextremist Rabin nicht ermordet, wäre das Problem Israel/Palästinenser heute vielleicht schon gelöst und der Nahe Osten insgesamt wesentlich stabiler.


    greetz
    cm

  • Ähm,


    ich verstehe da gerade was nicht, sorry.


    Sharon hat den Tempelberg besucht. Ja. Warum nicht? Es ist "sein" Land und er kann sich dort frei bewegen.


    Was Arafat jetzt mit Yershalajim zu tun hat, weiß ich nicht. Er ist kein Israeli.


    Vielleicht kannst Du mich aufklären, muellix?

    Ani weata neschane et haolam.
    Ani weata as jawou kwar kulam.

  • Wenn man sich medizinisch ein wenig auskennt ist es Rätsels Lösung vermutlich: Arafats Körper ist, laienhaft ausgedrückt, klinisch tot und wird nicht wieder "lebendig". Solange er aber intubiert und beatmet und zusätzlich der Kreislauf aufrecht erhalten wird, kann er gemäß der entsprechenden Definition nicht als tot betrachtet werden.


    Das ist ungefähr so als würde man bei einem Auto mit irreparabel geschrottetem Motor sagen: solange der Wagen geschoben wird fährt er per Definition noch. Er fährt erst dann nicht mehr wenn er nicht mehr geschoben wird...


    Ich denke mal daß Arafat aus irgendwelchen Gründen noch nicht für tot erklärt wird. Sobald man aber per EEG den Hirntod feststellt kann man dann auch offiziell sagen daß er tot wäre und die Maschinen abstellen. Wenn man die EEG-Diagnostik aber noch aufschiebt - warum auch immer - gilt er offiziell so lange als lebend wie man keinen anderslautenden Befund erstellt.

    Ich dachte immer es sei technisch unmöglich mit jemandem Sex zu haben, der Dörte heißt...

  • Zitat

    Original geschrieben von Printus
    Solange er aber intubiert und beatmet und zusätzlich der Kreislauf aufrecht erhalten wird, kann er gemäß der entsprechenden Definition nicht als tot betrachtet werden.


    Eigentlich schon: irreversibler Ausfall aller Hirnfunktionen bei gleichzeitigem Ausfall der (eigenen) Atmung. Sobald das nach einem strengen Algorhytmus festgestellt wird, ist derjenige tot (=Hirntod). Die Bezeichnung "klinischer Tod" ist kein medizinischer Begriff und hat mit der Todesfeststellung nichts zu tun. :)


    Aber es stimmt wahrscheinlich schon, was du meinst, daß nämlich durch irgendwelche Kunstgriffe in der Definition einfach die Feststellung nach hinten geschoben wird. ;)

  • Afaik müssen Muslime relativ schnell bestattet werden. Den Körper nochmal wo anderst hinfliegen ist noch ok, den Körper einfrieren, um die Zeit zu überbrücken ist nicht vorgesehen. Und bevor sie nicht entschieden haben, wo Arafat seine letzte Ruhestätte finden wird, werden sie die Maschinen auch nicht abschalten (können).



    Was den alten Konflikt um Jerusalem angeht: im Kindergarten werden Kinder, die sich im Sandkasten nicht vertragen aus dem Sandkasten rausgenommen und wieder nach drinnen gesteckt. Auch wenn es brutal ist: gleiches sollte man da unten auch machen. Und wenn die Juden, Muslime, Christen, Israelis und sonstige Landsmänner gelernt haben wie man sich benimmt und sich verträgt, dürfen sie auch wieder raus zum Spielen. Jedenfalls meine (gemäßigte) Meinung zu dem Thema.

  • Zitat

    Original geschrieben von DUSA
    Was den alten Konflikt um Jerusalem angeht: im Kindergarten werden Kinder, die sich im Sandkasten nicht vertragen aus dem Sandkasten rausgenommen und wieder nach drinnen gesteckt.


    Und was bzw. wo wäre in diesem Fall "drinnen"? ;)

  • Im Kindergarten hast Du eine/n Kindergärtner/in, der/die beurteilt ob Du Dich daneben benimmst oder nicht.
    Wer soll denn auf internationaler Ebene Kindergärtner spielen? Etwa das Blag aus dem Weißen Haus, das sich als Chef vom Sandkasten aufspielt?? :D


    Obwohl wenn ich es mir bildlich vorstelle - alle Politiker in einem großen Kindergarten, das rockt auf jeden Fall!!
    Stoiber:"Du Tante der blöde, böse Eichel hat mir meinen Feiertag weggenommen - bähbäh!"
    :D:D:D

    Eine Smith & Wesson übertrumpft vier Asse

  • Hi,
    also lt. islamischen Recht soll eine Bestattung innerhalb eines Tages stattfinden.


    Solange nicht geklärt ist, wo er bestattet werden kann, werden sie ergo die Maschinen nicht abstellen.


    Seine Familie besitzt eine Parzelle im Gaza-Streifen, allerdings innerhalb eines Gemüsemarktes, dort wird er wohl kaum bestattet werden.


    Gaza-Streifen ist zudem für ausländische Trauergäste etwas schwierig.


    Übrigens gehört Jerusalem ja noch nicht so lange zu Israel.


    Das arabische Ost-Jerusalem, das die Palästinenser als Hauptsstadt ihres künftigen Staates betrachten, wurde erst 1967 von Israel erobert und dem Staatsgebiet eingegliedert.



    Zur in meinen Augen unrühmlichen Rolle von Sharon (dessen Vita auch recht interessant ist; früher gab es dafür mal ein Gericht für Kriegsverbrechen) eine Beschreibung des Entstehens der Intifada (von politikerscreen.de)


    "Nach sieben Jahren gespannter Ruhe während des Friedensprozesses, der den Palästinensern eine Teilautonomie und eine eigene Polizei brachte, kam es Ende September 2000 zur zweiten Intifada. Auslöser war der Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg am 28. September, der damit ein innenpolitisches Zeichen gegen den damaligen Regierungschef Ehud Barak setzen wollte. Dieser war den Palästinensern in der umstrittenen Hoheitsfrage über den von beiden Konfliktparteien als heilig angesehenen Tempelberg entgegen gekommen. Die moslemische Al-Aksa-Moschee auf dem Tempelberg gab der zweiten Intifada ihren Namen: Al-Aksa-Intifada.


    Im Verlauf von palästinensischen Protest-Kundgebungen gegen die Provokation durch Scharon eröffneten israelische Sicherheitskräfte das Feuer. Rasch breitete sich die Gewalt in die besetzten Gebiete aus. Im Gegensatz zur ersten Intifada setzen die Palästinenser aber nicht nur Steine bei ihrem Kampf gegen die israelischen Besatzungstruppen ein. Stattdessen spielen Feuerwaffen eine zunehmende Rolle in dem Konflikt. "


    greetz
    cm

  • Zitat

    Original geschrieben von muellix
    Seine Familie besitzt eine Parzelle im Gaza-Streifen, allerdings innerhalb eines Gemüsemarktes, dort wird er wohl kaum bestattet werden.


    Wohl kaum


    Zitat


    Gaza-Streifen ist zudem für ausländische Trauergäste etwas schwierig.


    Das stimme ich mit Dir überein


    Zitat

    Auslöser war der Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon auf dem Tempelberg am 28. September, der damit ein innenpolitisches Zeichen gegen den damaligen Regierungschef Ehud Barak setzen wollte.


    Das der Besuch der Auslöser war ist klar.
    Aber, Sharon hat sich in dem Staat frei bewegt, in dem er lebt und in dem, den er jetzt regiert.
    Wenn eine Minderheit die Bewegungsfreiheit als Provokation empfindet, kann doch Sharon nichts dafür.
    Genausogut könnte ich das Bewegen von Schröder in der Frankfurter Innenstadt als Provokation sehen und mich mit einer Gruppe zu einer Revolte entschließen. Nur, rechtfertigen kann ich es nicht, denn jeder darf sich frei bewegen, so what?


    Gruß, Tobi

    Ani weata neschane et haolam.
    Ani weata as jawou kwar kulam.

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