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Tele2 will Handymarkt aufmischen
Ab November eigene Handy-Vorwahl - Künftig auch Angebot für Vertragskunden - 100.000 Handykunden bis Ende 2004 angepeilt
Der europaweit tätige schwedische Festnetz-, Mobilfunk- und Internetbetreiber Tele2, der kürzlich in Österreich den Mitbewerber UTA Telekom übernommen hat, weitet sein Mobilfunkgeschäft in hierzulande aus. Ab 1. November startet der Betreiber, der seit Februar 2003 über eine Kooperation mit dem drittgrößten Handynetzbetreiber One Mobilfunkdienste für Wertkarten-Telefonierer anbietet, mit der eigenen Mobilfunk-Vorwahl "0688" und einem Angebot für Vertragskunden, hieß es am Donnerstag bei einer Pressekonferenz. Bis Jahresende 2004 soll die Zahl der Handykunden von 75.000 per Ende September auf rund 100.000 steigen.
Einstieg
Tele2 war im Handybereich bisher als reiner Wiederverkäufer der One-Dienste mit der One-Vorwahl "0699" tätig. Mit dem nunmehrigen Start als so genannter virtueller Mobilfunkbetreiber (MVNO) greift Tele2 auf eine eigene Mobilfunkinfrastruktur zurück, nur die Sendeanlagen (Masten) werden von One weiterhin zugemietet. Rund 3 Millionen Euro habe Tele2 in diese Infrastruktur investiert, berichtete Tele2 Österreich-Chef Norbert Wieser. Der Start als MVNO biete den Vorteil, dass keine neuen teuren Sendeanlagen notwendig seien, was außerdem einem Umweltaspekt habe, betonte Wieser. Weiters würden Leerkapazitäten im Netz der Mitbewerber genützt, was einen volkswirtschaftlichen Vorteil habe.
Zielgruppe
Mit dem ausgeweiteten Angebot will Tele2, in Österreich bisher auf wenigtelefonierende Wertkartenkunden fokussiert, künftig auch regelmäßige Vieltelefonierer und Klein- und Mittelunternehmen ansprechen. Die geplante Übernahme der UTA, die noch vom österreichischen Kartellgericht abgesegnet werden muss, vergrößere das Mobilfunk-Kundenpotenzial für Tele2, auch hinsichtlich Geschäftskunden, sagte Wieser. Neben Wechselkunden erwarte sich Tele2 auch Neukunden, zumal der österreichische Mobilfunkmarkt noch nicht gesättigt sei und auch weiterhin wachsen werde, meinte Wieser.
Tele2 will sich im Mobilfunksegment weiterhin als Billiganbieter - und damit ähnlich wie tele.ring - positionieren. Tele2-Vertragskunden können bei einer monatlichen Grundgebühr von 14,90 Euro pro Monat 30 Minuten in alle österreichischen Netze gratis telefonieren. Netzinterne Gespräche kosten 1 Cent pro Minute, Gespräche ins Festnetz 15 Cent, in alle Mobilnetze 25 Cent, das Verschicken einer SMS kostet 19 Cent. Die Anmeldegebühr beträgt 39 Euro. Für Neukunden gibt es subventionierte Gratis-Handys von Siemens, Nokia und Sony Ericsson. Die Anmeldung erfolgt über die Hotline, das Internet oder die 120 österreichweiten Niedermeyer-Filialen.
Portabilität
Tele2 unterstütze - wie vom Regulator - auch die mobile Rufnummernportabilität, die von den Betreibern Mitte Oktober eingeführt wurde. Damit können Handykunden ihre bisherige Mobilfunknummer inklusive Vorwahl auch zu Tele2 mitnehmen. Tele2 werde sich bei der Rufnummernmitnahme an die Vorgaben des Regulators halten und künftig zu einem anderen Betreiber wechselnden Vertragskunden nicht mehr als 12 Euro (inklusive 4 Euro Kundendaten-Info) verrechnen. Mobilkom, T-Mobile und One verlangen 35 Euro Abmeldegebühr, was vom Regulator heftig kritisiert wurde. Bestehende Tele2-Handykunden können ihre bisherige Vorwahl 0699 behalten oder gegen eine SIM-Karte mit der neuen Vorwahl "0688" tauschen.
Mitbewerber
Im heißumkämpften österreichischen Mobilfunkmarkt muss sich Tele2 gegen fünf Mitbewerber - Mobilkom Austria, T-Mobile Austria, One, tele.ring und Hutchison ("3") - durchsetzen. Die Handykundenzahl von Tele 2 Österreich, die von 55.000 (per Ende 2003) auf 75.000 (per Ende September 2004) stieg, nimmt sich im Vergleich zu den beispielsweise 3,2 Mio. Handykunden des Marktführers Mobilkom (per Ende Juni) recht bescheiden aus. Insgesamt betreut Tele2 Österreich mehr als 550.000 Festnetz-, Internet- und Mobilfunkkunden.
Der Start als MVNO, der über eine Infrastruktur mit Ausnahme von Funkmasten und Frequenzen verfügt, wurde Tele2 mit dem neuen Telekomgesetz (TKG) möglich, das Mobilfunkbetreiber von der bisherigen Lizenzpflicht befreit. Außerdem hat ein MVNO laut TKG das Recht auf Zusammenschaltung mit allen Mitbewerbern. Als MVNO ist Tele2 bereits in den Niederlanden, Dänemark, Finnland und Norwegen tätig, als Mobilfunknetzbetreiber mit einer eigenen Gesamt-Infrastruktur in Schweden, Luxemburg, Liechtenstein, Estland, Lettland, Litauen, Russland und der Schweiz.
Damit gibt es in Österreich 6 aktive Mobilfunknetze mit folgenden Kundenzahlen:
A1: 3.180.000 Kunden
T-Mobile A: 2.015.000 Kunden
one: 1.500.000 Kunden
tele.ring: 820.000 Kunden
3: 110.000 Kunden
Tele2: 75.000 Kunden