Trinkgeld: Wieviel? | und | Trinkgeld gegenüber Freunden?

.... ein nettes Thema!

Ich bin in der Gastronomie groß geworden. Mein Onkel hat viele Betriebe auf der schönen Ferieninsel Fehmarn und da arbeitete ich in meiner Jungend sehr oft. Das nur mal zur Vorgeschichte.

Wer eigentlich das Trinkgeld in diesem Bereich "erfunden" hat weiß ich auch nicht. Ebenso finde ich es auch merkwürdig, warum gerade in diesem Bereich Trinkgeld quasi "Pflicht" ist, aber andere Bereiche gänzlich ohne auskommen müssen. Was ist denn mit dem Müllmann der bei Wind und Wetter den Dreck wegholt. Oder der liebe Briefträger, der jeden morgen vielleicht 150 Meter bis zu meinem Briefkasten krachselt?? Aber gut, daran könnte man sich tot diskutieren. Et is nu ma su....

In meiner Zeit als Kellner habe ich viele Erfahrungen mit Kunden gemacht. Mein höchstes Trinkgeld war mal knapp 20,- DM (RN war 183,- oder so). Aber Ihr habt Recht, man bekommt von den Leuten meistens nur, wenn man lieb und nett war und der Abend rund um perfekt. Kommt das essen mal was später, oder schmeckt es gar nicht, dann hat auch der Service die A*** Karte.

Bei meinem Onkel wurde es so gehandhabt, dass das Trinkgeld 1 Monat gesammelt wurde, und dann unter allen aufgeteilt (Koch, Theke, Putze usw). Alles andere finde ich mehr als unfair. Denn wenn der Koch nicht ein feines essen zaubern würde, hätte der Kellner weniger Trinkgeld. Aber der Koch könnte noch so gut kochen können, wenn der Kellner stinkt oder unsympathisch rüber kommt. Daher sind alle im Restaurant an dem Trinkgeld beteidigt und es muss geteilt werden. Aber der Stundenlohn ist keineswegs ans Trinkgeld gerichtet.

Heute im Euro Zeitalter ist das Verhältnis zum Trinkgeld komplett ausgefallen. Entweder gibt einer nur noch wenig, weil er es sowieso zu teuer findet, oder gibt zu viel, weil das Verhältnis fehlt. "Mensch, ich kann doch nicht nur 50 Cent geben" --> damals: "1 DM reicht ja" (nur als Bespiel) Früher waren knapp 14DM Trinkgeld in der Hauptzeit / Std Durschnitt. Heute sind es 10,- € :eek:

Zum Schluss noch was zu den Erhöhungen: Die Gastronomie hat eine geringere Marge als vorher. Bsp: Letzter EK von ner Kiste Salat: knapp 5,- DM und heute minimum 3,- € Und die Liste könnte man unendlich fortsetzen! Der EK ist Schuld, dass der Endverbraucher mehr bezahlt!

Gruss

Timo

Zitat

Original geschrieben von BMy-Phone

Zum Schluss noch was zu den Erhöhungen: Die Gastronomie hat eine geringere Marge als vorher. Bsp: Letzter EK von ner Kiste Salat: knapp 5,- DM und heute minimum 3,- € Und die Liste könnte man unendlich fortsetzen! Der EK ist Schuld, dass der Endverbraucher mehr bezahlt!

Gruss

Timo

Aber 4 DM für 'ne Bratwurst?Kann ich mir nich' vorstellen,das die im EK so teuer ist.Vor dem Euro kam die doch auch nur 2,50 DM.

Gibt man eigentlich Frisören Trinkgeld? Wenn ja, wieviel?

Sorry, ist ein bißchen OT.

Zitat

Original geschrieben von noksie
Gibt man eigentlich Frisören Trinkgeld? Wenn ja, wieviel?

Sorry, ist ein bißchen OT.

Ich geb meiner Friseurin immer 2 € "Haargeld"
Ich trink ja nix (ok, manchmal einen Kaffee)...
Ist denk ich mal voll und ganz i. O. wenn du ein bisschen mehr gibst....
...aber natürlich nur, wenn die Frisur gut aussieht

Gruß, Patrick

Zitat

Original geschrieben von BlindGuardian
...aber natürlich nur, wenn die Frisur gut aussieht

Gruß, Patrick

Oder wenn du möchtest, dass sie es bein nächstes Besuch auch noch tut!

Gruss

Dexter

Zitat

Original geschrieben von noksie
Gibt man eigentlich Frisören Trinkgeld? Wenn ja, wieviel?

Sorry, ist ein bißchen OT.

Hm. Wenn ich mein Schwesterchen besuche, drücke ich ihr immer 20 € in die Hand. Dafür bekomme ich dann auch immer Käffchen und Kuchen...

Desweiteren entwickelt sich dieser fälschlicherweise als "flach" bezeichnete Thread durchaus zu einem urdeutschen Thema.

Und wo wir gerade bei Mundis Aussage sind, dass ich nicht für das Gehalt der Anderen verantwortlich bin: Warum muss ich meinen Geschäftswagen versteuern, nur weil ihr keinen habt? Warum sollte ich für eure Arbeit und eure Autos verantwortlich sein?

Aber zurück zum Trinkgeld. Warum ist das so. Hm...
Habt ihr euch schonmal die Frage gestellt, warum Frauen seit Jahrhunderten unterdrückt werden? Genau. Weil es sich bewährt hat. (:D)

Scheinbar verhält es sich mit dem Trinkgeld genauso. Wenn man von vorne bis hinten gut bedient wird, gehört es eben zum guten Ton, diese Leistung mit einer kleinen Anerkennung zu würdigen. Horrorgäste wie Trauma gibt es überall, die denken 2.- € für eine Bratwurst seien viel. Als Südstaatler kann ich da nur milde lächeln.

Warum drückt mir ein zufriedener Kunde 100.- €, eine Flasche Sekt, ein Fläschchen Wein in die Hand, lädt mich zum Essen ein oder sorgt während meiner Besuche für mein leibliches Wohl?

Genau. Es ist wieder die Anerkennung der gebotenen Leistung, die vielleicht über den Standard hinaus geht, mit der Hoffnung, dass diese Anerkennung honoriert wird und man dies als Gast oder Kunde auch irgendwann in positivem Sinne zu spüren bekommt. Ich persönlich habe damit nur gute Erfahrungen gemacht.

Im Restaurant kann man diese Anerkennung eben nur über das Trinkgeld äußern. Oder gebt ihr dem Ober oder der Kellnerin immer einen schönen Apfel und ein Küsschen? Und bin ich weiterhin dem Tankwart gegenüber verpflichtet, der einen Betrag nennt und meine Kreditkarte durch das Lesegerät zieht? Man muss eben immer Abwägen, was eine besondere Dienstleistung am Kunden/Gast ist und was eben nicht.

Es gibt aber anscheinend einige Fragen, die sich eigentlich nie stellen würden, bevor sie nicht bei TT durchgekaut worden sind.

So. Jetzt gehe ich einkaufen und gebe der netten Kassiererin kein Trinkgeld. Muss man ja seit diesem Thread immer vorher darüber nachdenken.

Stefan

Zitat

Original geschrieben von Stefan
Warum drückt mir ein zufriedener Kunde 100.- €, eine Flasche Sekt, ein Fläschchen Wein in die Hand, lädt mich zum Essen ein oder sorgt während meiner Besuche für mein leibliches Wohl?

Weil er den kompletten Betrag inkl. Tip später als Bewirtungskosten geltend macht und als Angestellter erstattet bekommt bzw. als Selbständiger steuerlich absetzt... :top:

Zitat

Genau. Es ist wieder die Anerkennung der gebotenen Leistung, die vielleicht über den Standard hinaus geht, mit der Hoffnung, dass diese Anerkennung honoriert wird und man dies als Gast oder Kunde auch irgendwann in positivem Sinne zu spüren bekommt.

Und das ist das, was Du DENKEN sollst, warum er es macht...

Zitat

Im Restaurant kann man diese Anerkennung eben nur über das Trinkgeld äußern. Oder gebt ihr dem Ober oder der Kellnerin immer einen schönen Apfel und ein Küsschen?

Für Kellner einen Apfel und für Kellnerinnen das Küsschen - könnte man durchaus drüber nachdenken. Wobei - meistens ist Frauchen dabei - kommt dann auch wieder nicht ganz so gut...

Zitat

Man muss eben immer Abwägen, was eine besondere Dienstleistung am Kunden/Gast ist und was eben nicht.

Richtig. Und wenn ich in einem Restaurant esse, dann ist es für mich eben KEINE besondere Dienstleistung, die da erbracht wird, sondern es ist in diesem Etablissement eine ganz normale - genauer gesagt sogar die einzige - Dienstleistung, die für mich erbracht wird. Ich kann nach wie vor den Unterschied zum Verkäufer im Laden, der mir einen Anzug abmisst, anpasst und verkauft, nicht erkennen. Was ist das Besondere an der Dienstleistung "Speisen servieren"? :confused: Warum soll ausgerechnet jemand, der mir mein Essen bringt, 10% auf den Preis als Trinkgeld bekommen?

Zitat

Original geschrieben von BigBlue007
(...)Was ist das Besondere an der Dienstleistung "Speisen servieren"? :confused: Warum soll ausgerechnet jemand, der mir mein Essen bringt, 10% auf den Preis als Trinkgeld bekommen?

Es geht ja nicht darum, dass er das Essen serviert, sondern wie er es serviert und wie die "Kundenbetreuung" in diesem Lokal insgesamt ist.

Geht dieses Servieren in gewisser Weise über den Standard hinaus und ich fühle mich wohl, kann in Ruhe entspannen, ist mir dies halt auch den ein oder anderen € wert - und das Küsschen bekommt mein Lieblings-Restaurant-Häschen noch obendrauf.

Entscheiden muss dies natürlich letztendlich jeder für sich selbst - da ich in finanziellen Dingen generell etwas großzügiger bin, kommt es mir auf die paar Eurolein nicht an. Ist zwar mit 25 noch etwas früh, aber mit ins Grab nehmen kann ich das Gesparte Geld nicht - es kann jeden Tag an irgendeiner Leitplanke in Deutschland vorbei sein. Und dann wird meine Familie beim Stefan-Leichen-Schmaus vielleicht noch schlecht bedient, weil ich zu Lebzeiten geizig war. Nee - nich wirklich

Stefan
[small]Der heute einem Obdachlosen 2.- € in die "Kleingeldsammelstelle" geworfen hat, obwohl er nicht für dessen Schicksal verantwortlich ist[/small]

Zitat

Original geschrieben von Stefan
Und dann wird meine Familie beim Stefan-Leichen-Schmaus vielleicht noch schlecht bedient, weil ich zu Lebzeiten geizig war. Nee - nich wirklich

Wär mir persönlich dann auch eher egal... :D:D

Zitat

Der heute einem Obdachlosen 2.- € in die "Kleingeldsammelstelle" geworfen hat, obwohl er nicht für dessen Schicksal verantwortlich ist

*Ein Raunen geht durch den Raum ob dieses gemeinen Vergleichs*

And now for something completely different: Wann gibt man eigentlich kein Trinkgeld?

Bei McDonalds gibts auch Essen und Trinken, Trinkgeld hab ich da trotzdem noch nicht gegeben (und ich halte mich deswegen nichtmal für einen schlechteren Menschen) Wenn ich mich irgendwo anstellen muss und im Voraus zahle, gebe ich prinzipiell kein Trinkgeld. Wie ist es aber, wenn man (z.B. beim Pizzaessen in manchen Dönerbuden) sich zwar anstellen muss aber trotzdem erst nach dem Essen zahlt? Oder wenn man zwar bedient wird, aber trotzdem schon im Voraus abkassiert wird -- da geben viele ja auch zumindest weniger, da man ja zu dem Zeitpunkt nicht weiß, ob das Essen nicht unter aller Sau ist.

Also, gibt man kein Trinkgeld

1. Wenn man sich irgendwo anstellen muss, bevor man sein Essen kriegt
2. Wenn man im Voraus bezahlen muss
3. Wenn beides zutrifft
4. Wenn zumindest eines von beidem zutrifft
5. Nie / man sollte immer Trinkgeld geben

:confused: