Hartz IV und Bürgerversicherung ... warum statt dessen keine sozialliberale Lösung?

  • Eigentlich haben wir ja schon getrennte Threads zu diesem Thema, aber durch die ständige Änderungen an den Gesetzentürfen sind die wohl schon ziehmlich ausgelaugt.


    Dann möchte ich mal loslegen: Wenn man da die ganzen Ansätze zu Harz IV und der Bürgerversicherung, die jetzt doch nicht vor 2004 kommen soll, ansieht muss man sich imho schon frage, wieso man hier auf der einen Seite die Leute mit Harz IV, Studiengebühren, Gesundheitsreform und Co. ans soziale Existenzminimum drückt, so dass man ihnen dann wieder Beihilfen gewähren muss. Im Grunde werden dann ja die Verwaltungskosten nur mehr, die Ausgaben sind insgesamt trotzdem noch da, und die Leute haben weniger. So gesehen ist doch Harz IV voll ein "Schuss der nach hinten losgeht".


    Den Vorschlag, den Zahnersatz aus dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung zu nehmen um die Krankenkassenbeiträge zu senken, und damit die Lohnnebenkosten zu senken sind vielleicht garkeine so schlechte Idee. Wie ich schon oft geschrieben habe, erwarte ich mir davon nicht, das die Unternehmen dann massenweise Arbeitsplätze schaffen. Die Unternehmen, und ganz besonders die Industrie wird wohl die Einsparungen eher für Rationalisierungen, Werbung, und ähnliches nutzen, aber am Rande wird es schon auch zu Expansion und damit ein paar neuen Arbeitsplätzen führen. Und im Handel, bei Freiberuflern, bei Künstlern und im Handwerk wird dann vielleicht doch die ein oder andere Stelle geschaffen.


    Aber dann wäre es imho schon um einiges sinnvoller, ein System beizubehalten, bei dem Arbeitslose die arbeitswillig sind, schon gut leben können und nicht am Rade es Existenzminimums ... ich spreche jetzt von keinen Reichtümern, sondern einfach von einer ausreichenden Existenzgrundlage, die es ermöglicht über die Runden zu kommen und dabei auch noch etwas für die Kinder, Altersvorsorge und sonstige Kapitalbildung zu haben. Das Alte System der Arbeitslosenhilfe war da wahrscheinlich nicht das schlechteste.


    Bei den Schülern und Studenten würde ich das ähnlich sehen. Hier pauschal die Bildung fördern, so das auch jungen Leuten mit sozial schwächer gestellten Eltern ausreichende Mittel zur Verfügung stehen, ohne das Mittel wie Sozialhilfe in Anspruch genommen werden müssen.


    Wenn man das mal geschafft hätte, und die Bevölkerung wieder finanzielle Polster hätte, dann könnte man auch z.B. mal auf ne generelle Versicherung für Zahnersatz, die ja bis jetzt schon nicht alle Leistungen bezahlt hat und andere nur zur Hälfte, ganz verzichten ohne wieder ne Bürgerversicherung mit nem Verwaltungsapperat, der wieder Geld verschlingt aus dem Boden stampfen zu müssen. Und wer dann sich absichern will, kann das ja immer noch über eine private Versicherung machen.


    Und dann könnte man in der Zukunft vielleicht auch auf Leistungen wie Wohngeld verzichten. Aber wenn man wie die PDS so schon zu Harz IV sagt, Armut per Gesetz verordnet, dann wird das nie was.


    Wenn die Leute mehr Geld in der Tasche hätten, dann steigt auch der Konsum ... und das ist der Beste Weg zu mehr Arbeitsplätzen.

  • Re: Harz IV und Bürgerversicherung ... warum statt dessen keine sozialliberale Lösung?


    Zitat

    Original geschrieben von Martyn

    Wenn die Leute mehr Geld in der Tasche hätten, dann steigt auch der Konsum ... und das ist der Beste Weg zu mehr Arbeitsplätzen.


    Derzeit haben viele Leute mehr Geld in der Tasche. Mehr konsumiert wird aber dennoch nicht. Es wird mehr und mehr gespart aus Furcht vor dem, was da kommen mag.


    Hartz IV finde ich persönlich nicht verkehrt - will die Diskussion hier nicht neu anfachen, habe ich im anderen Thread zur Genüge getan;-) - aber was jetzt auf einmal mit der Bürgerversicherung kommt / kommen soll, finde ich auch höchst merkwürdig. Da macht der Sozialexperte der SPD Rürup fundierte Vorschläge in Richtung der Kopfpauschale, die durchaus auch Chancen auf Einigung mit der Union findet und die SPD will auf einmal die Bürgerversicherung? Warum? DIE wäre in der Tat voraussichtlich ein bürokratisches Monstrum. Und wenn sie nur abgespeckt kommt, weil nicht alle Einkünfte mit einbezogen werden, erfüllt sie noch nicht einmal den ursprünglichen Anspruch der Bürgerversicherung alle Einkommen gleich zu behandeln...

    Auch ein Traumjob berechtigt nicht zum Schlaf am Arbeitsplatz.

  • Re: Harz IV und Bürgerversicherung ... warum statt dessen keine sozialliberale Lösung?


    Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Wenn die Leute mehr Geld in der Tasche hätten, dann steigt auch der Konsum ... und das ist der Beste Weg zu mehr Arbeitsplätzen.




    damit die leute (in diesem fall die langzeitarbeitslosen) mehr geld in der tasche haben muss man das geld anderen leuten (die dafür hart gearbeitet haben) wegnehmen.
    den von nichts kommt nichts.
    die können das geld dann nicht mehr ausgeben.
    es ist ja nicht so das der staat einfach die druckmaschinen anwirft und schwupps ist neues geld da...




    im übrigen stimmt natürlich die aussage meines vorredners.
    es ist reichlich geld da... die leute geben nur nichts aus da sie der regierung nicht mehr trauen und angst vor der zukunft haben.

  • Seht Euch doch mal die Firmen an wie Siemens oder Mercedes. Habe derzeit den größten Gewinn eingefahren und schmeissen trotzdem die Leute raus. Bei Mercedes hat das Managment einen Haufen Geld in den Sand gesetzt und der "kleine" Mann muss es ausbaden.


    Kopfpauschale finde ich z.b. nicht besonders gut. Kommt auf dis Pauschale an, aber wenn ein Rentner gerade mal 800-900 Euro bekommt und soll davon Miete etc. zahlen und dann kommt nochmal 170 Euro Kopfpauschale? Ich weiß nicht...


    Viele haben vergessen dass Reformen heißt, jeder muss seinen Beitrag leisten. Ich habe nichts dagegen. Was mich allerdings stört ist, dass Langzeitarbeitslose wie ein 53 jähriger, der mal 6000 Euro verdient hat, plötzlich aus seiner Wohnung ausziehen muss, weil sie zu teuer ist und am Ende sich nichts mehr leisten kann. Dieser jemand hat sein Leben lang in eine Arbeitslosenversicherung gezahlt und bekomm nichts dafür...


    Da wird defenitiv am falschen Ende gespart...


    Irgendwann wird man den Status eines Menschen wieder an den Zähnen erkennen können, wenn es so weiter geht...

  • Zitat

    Original geschrieben von brasax
    Seht Euch doch mal die Firmen an wie Siemens oder Mercedes. Habe derzeit den größten Gewinn eingefahren und schmeissen trotzdem die Leute raus.


    Reiner Populismus: Schau dir die Verluste der letzten Jahre an bzw. die weiterhin vorhandenen Verluste einige Sparten...und, merkst du was?


    greetz,
    autares

  • auch bei hartz iV bekommt eine familie (ohne immobilienbesitz) noch über 1500 euro netto im monat! da wird kaum jemand ans existenzminimum gedrückt und wenn, dann kann er sich bissl was dazuverdienen.

    schönen gruß, faxe318

  • Zitat

    Original geschrieben von faxe318
    auch bei hartz iV bekommt eine familie (ohne immobilienbesitz) noch über 1500 euro netto im monat! da wird kaum jemand ans existenzminimum gedrückt und wenn, dann kann er sich bissl was dazuverdienen.


    Diese Höhe klappt aber nur wenn beide Ehepartner arbeitslos sind und Kinder haben. Hat einer von den beiden noch Arbeit und verdient sagen wir mal 1000 Euro netto fällt die Familie meines Erachtens nicht mehr unter die Bedürftigkeit von Hartz IV. Hier ist übrigens ein ALG2 Rechner, vielleicht einfach mal als Beispiel für sich selber ausrechnen:


    http://www.zeitungs.info/www.v…i3YK/alg2_berechnung.html

  • das ist ja auch gut so, dass es weniger gibt, wenn einer arbeitet oder die familie eine eigentumswohnung hat.
    im moment (siehe der anfang von dem thread) gibt es bei uns noch ein brutales anspruchsdenken - der staat soll es richten, dass es allen gut geht. warum soll das nicht erstmal in der eigenverantwortung stehen und der staat passt auf, dass keiner verhungert?

    schönen gruß, faxe318

  • Und mit 1000 Euro monatlich kommt eine vierköpfige Familie jeden Monat klar ? Aber ich will hier keine endgültigen Behauptungen aufstellen. Deshalb ja der ALG2 Rechner. Aber die 1500 Euro netto sind verdammt weit hergeholt und erwecken den Anschein als es diesen Leuten noch viel zu gut geht.

  • die 1500 euro sind nicht weit hergeholt, sondern die summe aus kindergeld, mietzuschuss und alo 2 in allen tabellen, die ich bisher gesehen habe. ich weiß auf den ersten schnellen blick nicht, was in deinem rechner alles drin ist (ob da zb auch kindergeld und miethilfen dabei sind).


    und ja, ich glaube, dass es vielen leuten noch viel zu gut geht.

    schönen gruß, faxe318

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