Freispruch im Mannesmannprozess!

  • Natürlich ist es die spezifische Aufgabe der Gerichte, das geltende Recht in aller Sachlichkeit anzuwenden.


    Ebenso unumstritten sollte sein, dass es völlige falsch ist, wenn weitere Parteien von außen den Prozess beeinflussen wollen.


    Inwieweit aber das Wort "Sozialneid" in diesem Zusammenhang im Vordergrund stehen sollte, ist eine andere Frage. OK, solche Fälle werden von Parteien gerne instrumentalisiert, um sich als "Anwalt des kleinen Mannes" zu zeigen. Unabhängig davon ist es doch nciht falsch, wenn die Bürger darüber nachdenken, ob Verteilung solcher Summen unter solchen Umständen wirklich gut für das Wohl aller ist.


    "Sozialneid" wird häufig als politischer Kampfbegriff gebraucht, um den legitimen demokratischen Diskurs im Keim zu ersticken.


    Man darf sich nicht zum Sklaven eines wirtschaftlichen Systems machen. Auch wenn man es gern aus Bequemlichkeit oder wegen mangelnder Information unterstellt, der gegenwärtige Zustand ist nicht zwingend der optimale. Unterm Strich einigt man sich doch auf ein "Regelwerk" um davon zu profitieren und nicht nur um endlich etwas zu haben, an das man sich halten kann.

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von <registered>
    Inwieweit aber das Wort "Sozialneid" in diesem Zusammenhang im Vordergrund stehen sollte, ist eine andere Frage. OK, solche Fälle werden von Parteien gerne instrumentalisiert, um sich als "Anwalt des kleinen Mannes" zu zeigen. Unabhängig davon ist es doch nciht falsch, wenn die Bürger darüber nachdenken, ob Verteilung solcher Summen unter solchen Umständen wirklich gut für das Wohl aller ist.


    In der Politik wird momentan der Themenkomplex "Managergehälter" im Zusammenhang mit dem Mannesmann-Prozess, den Verhandlungen bei DaimlerChrysler in Sindelfingen und der Forderung nach einer Deckelung der Gehälter thematisiert - allein schon die Forderung nach Obergrenzen bei den Gehältern zeigt doch, wieweit manche Politiker von der Realität entfernt sind.


    Für den kleinen Mann ist es natürlich gut nachvollziehbar, wenn ein Politiker den "Aufstand der Anständigen" fordert und als Obergrenze für einen Manager den 100-fachen Monatslohn des einfachen Farbrikarbeiters fordert. Aber die Richtung wäre offensichtlich völlig falsch, wer würde denn dann noch nach D kommen! Es geht hierbei nunmal um Dimensionen, die für viele nicht mehr nachvollziehbar sind. Aber so sind nunmal die Gesetze des Marktes: Wenn man so hohe Preise für die eigene Arbeitsleistung verlangen kann, dann macht man das eben auch - selbst der selbsternannte Gutmensch des Forums (wo bleibt er eigentlich ;) ) gab unlängt zu, für sehr wenig Arbeit relativ viel Geld zu bekommen.


    Ziel der Politiker sollte in der momentanen Situation viel mehr sein, die schlechte Stimmung bei den sozial Schwächeren nicht noch mehr zu vermiesen und Sozialneid zu schüren - aber genau das machen sie leider momentan.

  • Zitat

    Original geschrieben von Joe2
    In der Politik wird momentan der Themenkomplex "Managergehälter" im Zusammenhang mit dem Mannesmann-Prozess, den Verhandlungen bei DaimlerChrysler in Sindelfingen und der Forderung nach einer Deckelung der Gehälter thematisiert - allein schon die Forderung nach Obergrenzen bei den Gehältern zeigt doch, wieweit manche Politiker von der Realität entfernt sind.


    Haben aber nicht nur Politiker gefordert :D :


    Zitat

    Original geschrieben von taz am 22.07.04
    Der ehemalige Daimler-Chef Edzard Reuter nannte die hohen Vorstandsgehälter "ethisch überhaupt nicht mehr begründbar". Notfalls müssten die Managerbezüge per Gesetz reduziert werden, sagte Reuter

  • Zitat

    Original geschrieben von Aronia
    Haben aber nicht nur Politiker gefordert :D :


    Was dadurch nicht zwingend richtiger wird :D Seine "Verdienste" sind Dir sicher bekannt, oder? ;)

  • Zitat

    Für den kleinen Mann ist es natürlich gut nachvollziehbar, wenn ein Politiker den "Aufstand der Anständigen" fordert und als Obergrenze für einen Manager den 100-fachen Monatslohn des einfachen Farbrikarbeiters fordert. Aber die Richtung wäre offensichtlich völlig falsch, wer würde denn dann noch nach D kommen!


    Zu deinem Argument zwei Gegenargumente:
    Erstens kann der Staat Deutschland im Inneren so ziemlich tun und lassen, was er will, solange es mit dem GG und dem Europarecht zu vereinbaren ist.


    Zweitens bezweifle ich, dass die Großfirmen bei einer gesetzlichen Begrenzung der Managerbezüge, von deren Sinn ich im Übrigen auch nicht überzeugt bin (freiwillige Selbstbeschränkung wäre mir lieber), auf Deutschland verzichten würden.


    Zitat

    Es geht hierbei nunmal um Dimensionen, die für viele nicht mehr nachvollziehbar sind. Aber so sind nunmal die Gesetze des Marktes: Wenn man so hohe Preise für die eigene Arbeitsleistung verlangen kann, dann macht man das eben auch - selbst der selbsternannte Gutmensch des Forums (wo bleibt er eigentlich ) gab unlängt zu, für sehr wenig Arbeit relativ viel Geld zu bekommen


    Warum habe ich meinen vorigen Beitrag eigentlich geschrieben? Normalos Hirnchen kann also nicht nachvollziehen, wie wichtig diese Entkopplung der Arbeitsleistung von der Entlohnung ist? Ist das nicht ein bißchen herablassend dem Souverän gegenüber?
    Und zu den Gesetzen des Marktes. Es bestreitet ja keiner, dass es hier Gesetzmäßigkeiten gibt. Allerdings sind nur die wenigsten davon überzeugt, dass diese immer eine "gute" Wirkung haben. Wir haben keine freie Marktwirtschaft in DL, nicht einmal in den USA gibt es eine (idealtypisch) freie Marktwirtschaft. Ob die negativen Effekte jetzt von der mangelnden Konsequenz bei der Durchsetzung dieser "freien Marktwirtschaft" oder von einer zu hohen Regulierung kommen, darüber kann man streiten. Aber kommt mir bitte nicht immer mit "der" Marktwirtschaft als Totschlagargument.


    Edit:
    Um das Ganze noch von einer anderen Seite aus zu betrachten: würde die unabstreitbar gute Eigenschaft der Marktwirtschaft, also ihre Effizienz bei der Verteilung von Waren und Dienstleistungen durch Selbstregulierung, dadurch stark eingeschränkt, dass Spitzenmanager aus welchem Grund auch immer etwas weniger verdienen würden? Und selbst wenn sie eingeschränkt würde, in welchem Verhältnis stünde diese Einschränkung zum gesellschaftlichen Nutzen?
    Besteht nicht sogar umgekehrt die Gefahr, dass solch hohe Einkommen volkswirtschaftlichen Schaden erzeugen, weil sich die Angestellten vom System und von ihren Unternehmen entfremden, was sich in schlechterer Produktivität niederschlägt?


    Edit2:
    Und besteht nicht durch eine Verabsolutierung des marktwirtschaftlichen Prinzips genau diese geistige Begrenztheit, die man heute gerne als "rationaler" Mensch den Religionen vorwirft, die ein Monopol aufs Himmelreich beanspruch(t)en? Haben wir Europäer uns womöglich, entwicklungsgeschichtlich gesehen, selbst vom Regen in die Traufe begeben?

    “The ideas of economists and political philosophers, both when they are right and when they are wrong, are more powerful than is commonly understood. Indeed the world is ruled by little else. Practical men, who believe themselves to be quite exempt from any intellectual influence, are usually the slaves of some defunct economist.” (Keynes)

  • Zitat

    Original geschrieben von <registered>
    Zu deinem Argument zwei Gegenargumente:
    Erstens kann der Staat Deutschland im Inneren so ziemlich tun und lassen, was er will, solange es mit dem GG und dem Europarecht zu vereinbaren ist.


    Da hast du sicher Recht, man sollte dabei allerdings nicht die Konsequenzen vergessen (s. Ökosteuer)



    Zitat

    Original geschrieben von <registered>


    Zweitens bezweifle ich, dass die Großfirmen bei einer gesetzlichen Begrenzung der Managerbezüge, von deren Sinn ich im Übrigen auch nicht überzeugt bin (freiwillige Selbstbeschränkung wäre mir lieber), auf Deutschland verzichten würden..


    Ähm, dann frag mal Herrn Ackermann. Vielleicht ist es nicht DER Grund, vielleicht ist es aber der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt.



    Zitat

    Original geschrieben von <registered>


    Warum habe ich meinen vorigen Beitrag eigentlich geschrieben? Normalos Hirnchen kann also nicht nachvollziehen, wie wichtig diese Entkopplung der Arbeitsleistung von der Entlohnung ist? Ist das nicht ein bißchen herablassend dem Souverän gegenüber?
    Und zu den Gesetzen des Marktes. Es bestreitet ja keiner, dass es hier Gesetzmäßigkeiten gibt. Allerdings sind nur die wenigsten davon überzeugt, dass diese immer eine "gute" Wirkung haben. Wir haben keine freie Marktwirtschaft in DL, nicht einmal in den USA gibt es eine (idealtypisch) freie Marktwirtschaft. Ob die negativen Effekte jetzt von der mangelnden Konsequenz bei der Durchsetzung dieser "freien Marktwirtschaft" oder von einer zu hohen Regulierung kommen, darüber kann man streiten. Aber kommt mir bitte nicht immer mit "der" Marktwirtschaft als Totschlagargument..


    Definiere bitte "frei Marktwirtschaft" - und vergiss bitte nicht das Regulierungsgebot einiger Bereiche (sonst order ich morgen auch meinen Panzer und fahr damit durch die Strasse ;) ).
    Des weiteren ist unwidermisslich belegt, dass der "Nachtwächterstaat" immer noch die beste Lösung zu sein scheint.
    Ferner ist es "die Marktwirtschaft", die Preise bestimmt, sei es der Preis für die Brötchen oder das Gehalt des Managers.



    Zitat

    Original geschrieben von <registered>


    Edit:
    Um das Ganze noch von einer anderen Seite aus zu betrachten: würde die unabstreitbar gute Eigenschaft der Marktwirtschaft, also ihre Effizienz bei der Verteilung von Waren und Dienstleistungen durch Selbstregulierung, dadurch stark eingeschränkt, dass Spitzenmanager aus welchem Grund auch immer etwas weniger verdienen würden? Und selbst wenn sie eingeschränkt würde, in welchem Verhältnis stünde diese Einschränkung zum gesellschaftlichen Nutzen?
    Besteht nicht sogar umgekehrt die Gefahr, dass solch hohe Einkommen volkswirtschaftlichen Schaden erzeugen, weil sich die Angestellten vom System und von ihren Unternehmen entfremden, was sich in schlechterer Produktivität niederschlägt?


    Ja, die Marktwirtschaft würde eingeschränkt werden, weil wir es mit einem staatlichen Eingriff zu tun haben, der grundsätzlich zu einem Wohlfahrtsverlust führt. In dem Moment, wo du von aussen eingreifst, funktioniert der Marktmechanismus nicht mehr einwandfrei, nur durch deine beschriebene Selbstregulierung passiert das. Du kannst das mit Fussballprofis vergleichen: Vor ein paar Jahren noch Millionen gescheffelt, haben einige Profis in Europa seit Monaten kein Geld mehr gesehen und einige Vereine sind quasi bankrott.



    Zitat

    Original geschrieben von <registered>


    Edit2:
    Und besteht nicht durch eine Verabsolutierung des marktwirtschaftlichen Prinzips genau diese geistige Begrenztheit, die man heute gerne als "rationaler" Mensch den Religionen vorwirft, die ein Monopol aufs Himmelreich beanspruch(t)en? Haben wir Europäer uns womöglich, entwicklungsgeschichtlich gesehen, selbst vom Regen in die Traufe begeben?


    Du musst immer Alternativen aufzeigen. Was gibt es für Alternativen? Die Religionen haben Jahrtausende überlebt.
    Sie haben Schaden zugefügt, aber sie haben überlebt.
    Die Marktwirtschaft ist auch nicht vergleichbar.
    Religionen stellen etwas gegebenes dar, auch etwas unveränderbares, was sich auch nicht von innen weiterentwickelt. Du kannst ja auch nicht sagen, dass da mal einer kam und sagte "jetzt machen wir Marktwirtschaft" und dann sahen sie, dass es gut war.
    Es ist ein Entwicklungsprozess. Wo wir in 20, 30, 60 Jahren sind, das weiss niemand. Vielleicht ist die Erdebevölkerung im Ganzen steinreich, vielleicht haben wir eine grosse Lücke zwischen arm und reich, vielleicht sind wir aber auch zur Planwirtschaft und Leibeigenschaft zurückgekehrt.


    greetz,
    autares

  • Moralisches Notstandsgebiet


    Könnte hier wieder lang und breit mit den hier hinlänglich bekannten Bonsai-Managern über den Stellenwert von Werten wie Moral und Anstand eben auch in der Wrtschaft diskutieren.
    Aber zur Zeit fesselt mich es erneut, wie solch ausgewiesenen "Kleinwagenfahrer" sich schon wieder berufen fühlen, die finsteren Machenschaften des (im übrigen für sie selbst unerreichbaren) Großkapitals zu verteidigen.


    Genau darin sitzt meiner Meinung nach das Problem Deutschlands.
    Hier gibt es (immer noch) zu viele willfährige Schleimer!


    Wo früher braune Uniformen oder blaue Hemdchen diese unheilige Loyalität förderten, sind es nun wohl die Anziehungskraft von vermeintlich Top-Managern und die Auswüchse und "Erfolge" ihrer Raffgier.


    Offensichtlich ist in allen deutschen Generationen diese besondere Spezies vertreten, Verblendung bis zur Selbstaufgabe und ausgeprägte Skruppellosigkeit zeichnet diesen speziellen Menschenschlag aus.
    Das deren "Ideen" aber leicht austauschbar sind, aber eben immer die gleiche (falsche) Reaktion auslösen, wird wohl auf kurz oder lang (wieder!) Deutschlands Schicksal werden. :flop:


    Mein ganz persönliches Fazit:


    Das goldene Kalb wird ausgetauscht, die Tänzer bleiben aber die Gleichen! :rolleyes:

    Ich bin zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen!

  • Re: Moralisches Notstandsgebiet


    Zitat

    Original geschrieben von dr zuzelbach
    ...


    Da isser ja :D :top:


    Zitat

    Original geschrieben von dr zuzelbach
    Wo früher braune Uniformen oder blaue Hemdchen diese unheilige Loyalität förderten (...)
    Das goldene Kalb wird ausgetauscht, die Tänzer bleiben aber die Gleichen! :rolleyes:


    Getanzt wird, den Blick immer stur geradeaus, sämtliche Meinungen mit Parolen und Unterstellungen abblockend - die eigene steht eh schon lange fest und ist unumstößlich. Man, man - die Argumentationen waren schonmal besser als der immer latente Griff in die braune Ecke. Sehr enttäuschend :(

  • Re: Moralisches Notstandsgebiet


    Zitat

    Original geschrieben von dr zuzelbach


    Aber zur Zeit fesselt mich es erneut, wie solch ausgewiesenen "Kleinwagenfahrer" sich schon wieder berufen fühlen, die finsteren Machenschaften des (im übrigen für sie selbst unerreichbaren) Großkapitals zu verteidigen.




    lol sehr gut formuliert :top: Das gleiche habe ich mir bei einigen Don Kings hier auch gedacht :D :D

  • Womit mit dem Auftritt der Hirntoten und Pseudo-Promovierten die Diskussion wohl am Ende ist. Mehr als unendliche Kreisfahrten sind damit dann wohl unausweichlich.


    Fehlt eigentlich noch mein Lieblings-Roter aus Bayern und der norddeutsche, VW fahrende Gewerkschafts-Heini.



    Aber jetzt legt erstmal los - die ersten drei Seiten waren ja relativ verhalten und sachlich. Das könnt ihr ändern - oder?


    ;)



    Stefan

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