ZitatAlles anzeigenOriginal geschrieben von <registered>
autares
In einigen Dingen sind wir uns anscheinend relativ einig. Schade nur, dass du nicht auf alle meine Fragen und Kritikpunkte eingegangen bist.
Was den Nachtwächterstaat als Idealmodell für das Verhältnis von Wirtschaft und Staat angeht, sollte man aber nicht vergessen, dass auch die Wirtschaftswissenschaft nicht die Exaktheit der klassischen Naturwissenschaften hat und man darum vorsichtig damit sein sollte, ihn als die absolut beste Lösung zu bezeichnen. Vor diesem Hintergrund ist auch die Analogie zum Dogmatismus bestimmter Religionen zu sehen. Mir ging es darum, mich damit gegen eine weitere Ideologisierung der Wirtschaftswissenschaft auszusprechen. Eine Verabsolutierung eines bestimmten Idealbildes wird den Veränderungen in der Welt nicht gerecht. Außerdem finde ich es inkonsequent, wenn man die Religionen wegen ihres Anspruchs, die allein selig machende zu sein, kritisiert, und auf der anderen Seite blind an ein wirtschaftliches System glaubt. Im Übrigen sind Religionen und Wirtschaftssysteme eben gerade wegen ihrer Wandlungsfähigkeit in der Geschichte vergleichbar. Es ist zum Beispiel erschreckend, wie stark sich das Christentum über die Jahrhunderte gewandelt hat. Aber ich wollte eben auf die Analogie hinweisen und keinen richtigen Vergleich machen. Dass ein Vergleich nach anderen Kriterien natürlich nicht passen muss, ist mir klar.
Und am Schluss noch ein Gedanke. Wenn also der Markt mit "unsichtbarer Hand" auch die Löhne steuert, wie würde es dann ins Bild passen, wenn die Kunden auf einen Skandal wie den vorliegenden mit Konsumverzicht von Produkten dieser Firma reagierten, so dass infolge dessen langfristig die Bezüge des Managements gekürzt werden müssten? Dann könnte man doch den Konsumenten nicht vorwerfen, dass sie sich "marktwidrig" verhalten haben, nur weil sie aus Ärger woanders gekauft haben, oder?
Ja, sorry, mir ist dieses Tippen immer zu anstrengend
Aber meinst du nicht, dass es gerade diese nicht vorhandene "Exaktheit" der Wiwi ist, die sie zumindest in gewisser Weise flexibel macht?
Das Wwi in den meisten Fällen reine Theorie ist, erleben wir jeden Tag, dennoch denke ich, dass man an einem gewissen Dogmatismus dieser Wissenschaft festhalten und glauben muss.
Von einer Ideologisierung würde ich nicht sprechen, ich denke mal, dies ist hauptsächlich auf den krassen Unterschied zwischen dem amerikanischen gelebten Kapitalismus und der sowjetischen Planwirtschaft zurückzuführen.
Da das System der Sowjets nicht gehalten hat, bleibt somit nur noch das andere System, wobei die Amerikaner dabei sicherlich ein extremes Beispiel darstellen, so dass häufig durch deren Verhalten eine Ideologiserung gesehen wird (frei nach dem Motto der Amerikaner: was wir machen ist richtig und gut).
Doch auch das amerikanische System hatte und hat Schwächen, und das wird der Markt auch von alleine erkennen und bereinigen (siehe Microsoft)
Ich denke nicht, dass eine Religion wandelbar ist. Wenn ich mir den Papst angucke, der immer noch zum Geschlechtsverkehr ohne Kondome aufruft, denke ich, dass einige Religionen immer noch ein Leben wie zu Zeiten Christi predigen, auch wenn wir längst in der Neuzeit angekommen sind.
Die einzige Entwicklung ist, dass einige Religionen heute mehr Zulauf haben als früher (z.B. Buddhismus), was meiner Meinung nach aber nicht an einer Veränderung der Religion, sondern vielmehr in einer Veränderung der Gesellschaft begründet ist.
Auch die Thesen des Buddhismus sind meherer tausend Jahre alt.
Zu deiner letzten These: Die Frage ist doch, ob der Konsument tatsächlich diese Präferenz annimmt? Es geht um den Preis; solange er bei dem Unternehmen niedriger ist als bei der Konkurrenz, wird es meiner Meinung nach kaum zu einem Konsumverzicht kommen.
Das krasse Gegenbeispiel aus der Theorie: Der Manager strebt nach einem hohen Lebenstil, er will wenig Arbeit, viel Macht, hohes monetäres Einkommen. Was macht er? Genau, er scheffelt ordentlich Kohle in seine eigene Tasche. Folge: Sein Unternehmen hat zu hohe Personalkosten und Gehälter, zum Ausgleich wird der Preis erhöht.
Was passiert nun? Der Konkurrent kann günstiger anbieten, der Starmanager muss entscheiden, ob er weniger verdienen will oder den Laden dichtmachen muss.
So eine Theorie entspräche der Markttheorie und der "Selbstreinigung" des Marktes. Der Konsument spielt hier momentan nur eine Rolle, indem er das Produkt mit dem niedrigerem Preis wählt.
greetz,
autares
P.S.: Und genau letzgenannte Theorie zeigt aus, wieso der Markt eines Bürokraten nicht funktioniert. Es gibt keinen günstigeren Preis aufgrund des Staatsmonopols, somit kann er "eigentlich machen, was er will".