Fahrenheit 9/11

Ich denke auch, daß man den Film kritisch sehen muß. Zu so einer Haltung fordert Moore ja auch auf. Das kann er nicht gegen sich selbst ausschließen.

Ich denke aber, daß schon der kleinste Gedankengang, der sich durch die vielen Windungen unseres Hirns schlängelt, ein Gewinn und der Inbegriff von Demokratie und Freiheit ist.
Auch, wenn viele dazu nicht so ganz fähig sein mögen und egal, was dabei heraus kommt. Immer noch besser, als alles zu ignorieren und hinzunehmen.

Ich habe im Urlaub begonne, "Stupid white men" auf Englisch zu lesen, wurde leider nicht fertig. Ehrlich gesagt auch, weil ich das nicht so 100%ig an mich ran lassen wollte, was da möglicherweise an der wichtigsten Machtposition für einer an den Hebeln sitzt und was das für Auswirkungen haben kann und hat.

Vieles dabei ist sicher auch subjektiv, falsch, übertrieben und/ oder für Außenstehende nicht nachvollziehbar. Das ist eben die Krux der Weltpolitik. Sie bleibt in einem trotz Demokratie unerreichbaren Dunstkreis.
Das stelle ich jetzt einfach mal so in den Raum.

Aber wie BB007 bin ich der Meinung: wenn auch nur x% davon stimmen, dann ist das schlimm genug.

Jeder zieht seine eigenen Schlüsse.
Ich ziehe meine.
Und ich hoffe, daß das Ergebnis am Dienstag/ Mittwoch auf eine bestimmte Weise ausgeht, auch wenn ich nicht weiß, ob uns alle das soviel weiter bringt.
Aber das wird die Zukunft zeigen.

Zitat

Original geschrieben von BigBlue007
(...)Und das sagt jemand, der vor ein, zwei Jahren auch noch ein entschiedener Gegner des Moore'schen Populismus war, wie auch hier nachzulesen ist...

Solange man zu seinen Fehleinschätzungen steht, sind wir immernoch in guter Gesellschaft. Den Moor'schen Populismus muss man deswegen aber noch lange nicht gutheissen.

Inzwischen gewinnt der Film auch an "Würze". Demnach hat es Bush vortrefflich geschafft, beinahe die gesamte "westliche" Welt um den Finger zu wickeln. Die genannten Hintergründe sind - sollten sie auch nur zu einem kleinen Teil der Wahrheit entsprechen - erschreckend.

Mir fehlt allerdings etwas die Kritik am Krieg gegen Afghanistan. Ist dieser plötzlich total anders als der Angriff auf den Irak? Oder war dieser - selbst aus Moore's Sichtweise - nach dem Angriff auf das WTC nun plötzlich gerechtfertigt? Ist Moore in dieser Hinsicht doch mehr "typischer" Amerikaner als Bush-Gegner?

Bei mir hinterlässt der Film aber immernoch einen zwiespältigen Eindruck. Stellenweise wirkt er schon wieder derart überzogen, dass er unglaubwürdig wird. Etwas mehr Sachlichkeit an gewissen Stellen hätte sicher gutgetan.

Stefan

Abgesehen von dem hier bereits angesprochenen Populismus bin ich sehr erstaunt, wie offen in diesem Fall durch den Krieg entstellte Menschen gezeigt werden.
Da gibt es Nahaufnahmen von Menschen, die gerade durch Explosionen entstellt wurden und denen Gliedmaßen fehlen sowie Bilder von verkohlten Leichen.
Ob das wirklich gezeigt werden muss, um die Moorschen Ziele voranzutreiben?

Ich finde den Film bis jetzt gut, auch wenn die Werbung langsam nervt
Oh, jetzt gehts wieder los. Wieder ne halbe Stunde Film....

Zitat

Original geschrieben von Carsten
Abgesehen von dem hier bereits angesprochenen Populismus bin ich sehr erstaunt, wie offen in diesem Fall durch den Krieg entstellte Menschen gezeigt werden.
Da gibt es Nahaufnahmen von Menschen, die gerade durch Explosionen entstellt wurden und denen Gliedmaßen fehlen sowie Bilder von verkohlten Leichen.
Ob das wirklich gezeigt werden muss, um die Moorschen Ziele voranzutreiben?

Genau das fand ich auch furchtbar! :flop:

Mir geht da zum Beispiel ein bestimmtes Bild von einen kleinen Kind nicht mehr aus dem Kopf, dessen Arm total "offen" war und man sogar den Knochen sah. Sowas sollte wirklich nicht sein, und schon garnicht um dieser Uhrzeit!

MfG, TT-Leser, der ein wenig über diesen Film geschockt ist....

Ich finde nicht, dass sich der Film bis jetzt merklich gebessert hat, die Leier bleibt die gleiche: überprüfbare Fakten werden mit persönlichen (sehr einseitigen) Vermutungen vermischt und als vermeintliche Wahrheiten verkauft. Verschwörungstheoretiker lassen grüßen. Dem Zuschauer wird die persönliche Urteilkraft abgesprochen.

Mag sein, dass so eine primitive Aufmachung den Nerv der Bush-Gegner trifft, aber unter "gutem Journalismus" verstehe ich etwas anderes.

Zitat

Original geschrieben von Carsten
... Da gibt es Nahaufnahmen von Menschen, die gerade durch Explosionen entstellt wurden und denen Gliedmaßen fehlen sowie Bilder von verkohlten Leichen.
Ob das wirklich gezeigt werden muss, um die Moorschen Ziele voranzutreiben?

Ohne den Film gesehen zu haben: Meiner Meinung nach ja. Aber nicht, "um die Moore'schen Ziele voranzutreiben", sondern 1. als "Gegenbild" zu den sonst üblicherweise überall gezeigten Bildern vom High-Tech-Krieg, der durch die Tagesschau wie ein Computerspiel oder Star Wars Film läuft. 2. halte ich es (leider) für nötig, den Menschen das wahre Gesicht des Krieges zu zeigen. Unsere Generation hat keinen blassen Schimmer, was Krieg eigentlich bedeutet - auch diejenigen nicht, die beim Bund waren. Es ist nicht ohne Grund, wenn "die Alten" in Tränen die Köpfe schütteln, wenn woanderst wieder ein Krieg angezettelt wird - die waren mal bei einem dabei (aktiv oder passiv spielt dabei keine Rolle).
Wer "dafür" ist, dass mit lasergesteuerten Waffen "punktgenau" Bösewichter abgeknallt werden, soll sich auch die Auswirkungen (bzw. die Bilder der Auswirkungen) angucken müssen. Und dem Rest schadet es auch nix...

Wie gesagt: alles imho.

Zitat

Original geschrieben von TT-Leser
(...)
Mir geht da zum Beispiel ein bestimmtes Bild von einen kleinen Kind nicht mehr aus dem Kopf, dessen Arm total "offen" war und man sogar den Knochen sah. Sowas sollte wirklich nicht sein, und schon garnicht um dieser Uhrzeit!
(...)

Kann es sein, dass Du den Film nicht verstanden hast? Bzw. der Sinn und Zweck, welchen Michael Moore mit diesem Film verfolgt, dir nicht so ganz klar ist?

Moore wollte in gewisser Weise mit diesem Film auch schockieren, was nunmal nicht mit Bildern Reden haltender Politiker und ein paar Bombenexplosionen zu erreichen ist. Wie sonst soll die Gesinnung Moore's gerechtfertigt werden, wenn nicht mit solchen Bildern?

Meinungen und Ansichten kann man nicht mit gutem Zureden ändern oder zum Wackeln bringen. Da hilft nur der Schock-Faktor.

Trotzdem ist mir der Moore'sche Populismus nicht ganz geheuer. Der gesunde Mittelweg entspricht wohl am ehesten der realen Wahrheit und Moore bedient sich auch genau der Methoden, welche sie Bush anwendet um seine Machtposition zu untermaueren.

Stefan

Abgesehen davon ist unser Problem, diese Bilder sehen zu müssen, nichts im Vergleich zum Problem, das dieses Kind hat...

Wenn sie uns einen Film als geschnittene Version unterjubeln, ist der Aufschrei groß, da kanns nicht blutig genug sein. Aber reale blutige Bilder soll man uns vorenthalten? Warum? :confused:

Joe2: Selbst wenn ich Dir uneingeschränkt Recht geben würde: Das Schlimme an dem Ganzen ist ja, dass selbst die (vielleicht nur wenigen) nachprüfbaren Fakten schon so übel sind, dass man eigentlich davon ausgehen sollte, dass in einem demokratischen und eigentlich ja aufgeklärten Land wie den USA ein Präsident hoffnungslos darüber stolpert. Insofern spielt es im Grunde gar keine Rolle, was Moore da noch alles so beimixt. Für das deutsche Publikum hätte der Faktenteil von 9/11, also eine vielleicht 20minütige Doku , ausgereicht. Für Amis muss man das halt etwas verpacken...

Zitat

Original geschrieben von Stefan
Meinungen und Ansichten kann man nicht mit gutem Zureden ändern oder zum Wackeln bringen. Da hilft nur der Schock-Faktor.

Schon richtig - mir ist nur unklar, warum dieser Schockfaktor mit FSK 12 untertitelt wird.