35h-Woche am Ende

  • Zu der Qualität der Auszubildenden hatten wir schonmal einen Thread. Dort hatten wir das Thema schonmal kontrovers diskutiert, von daher müssen wir das jetzt ja nicht hier nochmal wiederholen ;)
    Deshalb nur soviel: ich halte zwar auch vieles der Jammerei der Unternehmer (wie aber auch der anderen Seite ;)) für Märchen aus 1.000 und einer Nacht. Aber die Ergebnisse der PISA - Studie kommen irgendwann in den Auswahlverfahren für die Ausbildung an.... Und da sind sie dann nicht schlagartig suppigut ;)



    Zum Arbeitszeit-Thema:
    Imho diskutiert ihr hier recht pauschal über alle Unternehmen und Unternehmer hinweg. Ich finde es macht schon ein Unterschied, ob ich nun Überstunden für ein Kleinunternehmen mit bis zu 20 Leuten leiste oder für ein anonymes Großunternehmen mit 5.000 Leuten und mehr. Im letzteren bist Du natürlich in der Abteilung bekannt - manchmal auch geschätzt ;) - aber für den Vorstand und TPTB ist man natürlich nur eine Nummer unter vielen. Und damit austauschbar und von heute auf morgen ersetzbar. Oder überflüssig, seit die Börsianer Entlassungen von Personal mit Anstieg des Aktienkurses belohnen - das ist für den Vorstand sozusagen wie Geld drucken.


    Bei nem Mittelständler ist die Sache etwas komplizierter - dem geht es in erster Linie nicht um die Befriedigung des shareholder value, sondern der muss zugucken, dass sein Unternehmen überlebt. Klar wird es auch hier Arschlöcher geben, die in guten Zeiten nicht ins Unternehmen investieren oder mal ne Extrazahlung "ausgeben" und dann in schlechten Zeiten wen vor die Tür setzt.

    Q: I've always tried to teach you two things. First, never let them see you bleed.
    Bond: And the second?
    Q: Always have an escape plan...

  • DUSA
    Absolut richtig!



    Stefan
    Deine Einwände bezüglich unqalifizierten u. zum Teil unmotivierten Ausbildungsplatz-Suchern kann ich ansatzweise nachvollziehen.
    Allerdings stellt sich die Frage, warum das Ausbildungsniveau in Deutschland zunehmend absinkt.
    Deutschland hat nun mal keine eigenen Ressourcen wie Erdöl und ist eben (noch) kein Land für billige Massenproduktionen.
    Dieses Land hat sich bisher nur über ihre hoch qualifizierten Arbeitnehmer profiliert und weltweit durchgesetzt. Das beweist (immer noch) der Umstand, das hier die höchste Produktivitätsquote weltweit markiert wird.
    Gerade deshalb ist es fatal, an unserem Wirtschaftsgut, nämlich dem Wissen künftiger Generationen zu sparen.
    Deshalb steht und fällt die Zukunft dieses Landes mit der Ausbildung junger Menschen.
    Jeder verantwortungsvolle Unternehmer sollte deshalb (auch) Ausbilden.
    Nicht ohne Grund wird auch ein Recht auf Ausbildung gefordert!
    In einem Kulturland muß sich eben nicht ein Ausbildungsplatz erst rechnen.
    Wenn man hier nur den Rechenschieber im Kopf hätte, wäre sicherlich auch Dein damaliger Ausbildungsplatz (lieber Stefan) zum Opfer gefallen.
    Manche grundlegende Dinge im Leben sollten deshalb fernab von kurzsichtiger Kosten-Nutzenfaktor Abwägung, ein gewollte, feste Größe eines Kulturstaates (nicht Industriestaates) bleiben.
    Nur so sichert man nämlich weiter die hiesige Lebensart!



    Allerdings frage ich mich nun, warum gerade im Bereich Bildung (und trotz Pisa) weiter eisern gespart wird?


    Hier betreten wir wieder das Reich der Spekulation.
    Für meine Person vertrete ich den Standpunkt, dass dieser Staat dabei ist, grundlegend umgebaut zu werden.
    Wobei ich meine, dass diese "Bauherren" nichts gutes im Schilde führen, sondern letztlich, unter dem Deckmäntelchen der Globalisierungszwänge, nur ihre persönlichen finanziellen Vorteile verbessern wollen.
    Diese Menschen wollen langfristig einen Staat, besser eine Lebensart und Sicht der Dinge, wie sie z.B. in den USA vorgelebt wird.
    Ungebildete Menschen sind nämlich gewöhnlich sehr wehrlos und pflegeleicht.
    Genau dahin fährt eben der Zug Deutschland!

    Ich bin zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen!


  • Gegenspekulation: Ungebildete Menschen sind in der Regel auch eher faul, weil sie kontinuierlichen Wissenszuwachs nicht gewohnt sind. :rolleyes:


    Abgesehen davon, dass das Argument, die finanzielle Bereicherung Einzelner geschehe mittels Umbau des Sozialstaates, völliger Blödsinn bzw. rotes Gewerkschaftstamtam ist, bezweifle ich doch sehr stark, ob die Sichtweise und insbesondere die Staatsordnung der USA so erstrebenswert ist. In gewisser Weise widersprichst du dir da selbst.


    Unser Problem ist einfach, dass wir auf einem derart hohen Niveau leben, dass die Einschnitte, die nötig sind, immer schmerzhaft sind. Oder kurz gesagt:


    Wir können nicht mehr umverteilen! Wir müssen überall kürzen!


    Unsere Ansprüche sind derart inflationär gewachsen, dass eine Umverteilung überhaupt nicht mehr machbar ist. Jeder muss sein Scherflein dazu beitragen, und sei es dadurch, sich verdammt nochmal hinzusetzen und zu lernen, sich fortzubilden und an seiner eigenen zukunft zu arbeiten.
    Ich kann doch nicht, um auf Stefans Beispiel einzugehen, erwarten, dass ich mit der offensichtlichen Lüge der Beherrschung einer Programmiersprache durchkomme und mir dann mein Brötchegeber alles schön aufbereitet serviert.
    Das muss Eigeninitiative her!

  • Zitat

    Original geschrieben von Intruder

    Wir können nicht mehr umverteilen! Wir müssen überall kürzen!


    Wieso kann man das nicht, es wird doch schon gemacht, allerdings von unten nach oben!


    Und gekürzt wird nachweislich nicht überall, sondern ausschließlich unten.


    Das neue, dazu passende System der Großunternehmer greift immer mehr um sich: Gewnne werden privatisiert und Verluste sozialisiert!


    Oder wurde nicht ganz aktuell die Steuerpflicht von Vodafon erheblich gekürzt? :p


    Also, wenn Du mir hier leichtfertig "Gewerkschafter-Tamtam" unterstellst, dann beweise mir nur einen einzigen Fall, in dem sich die Situation des "kleinen Mannes" sich tatsächlich verbessert hat!



    Zitat

    Gegenspekulation: Ungebildete Menschen sind in der Regel auch eher faul, weil sie kontinuierlichen Wissenszuwachs nicht gewohnt sind.



    Also diese mehr als gewagte Theorie ist schon etwas dreist!
    Darin gibst Du tatsächlich jedem ungebildeten Menschen auf dieser Welt sebst die Schuld an seinem Zustand. Solch einseitige Sicht der Dinge kann man sich wohl nur als "abgehobener" Mitteleuropäer erlauben. :rolleyes:


    P.S. Meine angebliche Sympathie für die US-Lebensform hast Du (auch) gründlich mißverstanden! :cool:

    Ich bin zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen!

  • Hinniwilli


    Ohjeh Willi,
    da hast Du aber manchem hier eines der (gefakten) Argumente entzogen! :top:
    Aber es hilft ja doch nichts.


    Diese "Fraktion" wird es sicherlich wieder irgendwie schaffen, Deine Infos als wertlosen, linken Humbug zu diffamieren, Wetten? ;)

    Ich bin zu allem fähig, aber zu nichts zu gebrauchen!

  • Re: Hinniwilli


    Zitat

    Original geschrieben von dr zuzelbach
    (...)
    Diese "Fraktion" wird es sicherlich wieder irgendwie schaffen, Deine Infos als wertlosen, linken Humbug zu diffamieren, Wetten? ;)


    Wette verloren.


    Nun hätten wir also die Arbeitszeit Deiner Meinung nach in einer ein paar Seiten langen "Untersuchung" abgehakt (ohne diese abwerten zu wollen). Deutschland befindet sich nach dieser neuerlichen Berechnung also im Mittelfeld der Europäischen Union.


    Dumm nur, dass es nicht ausschliesslich um die Arbeitszeit geht. Rechnet man nun aus, was eine Stunde Arbeit in Deutschland kostet, sieht es im Internationalen Vergleich irgendwie mies aus. Denn dort wird Deutschland einen Spitzenplatz einnehmen. Nicht, weil hier so viel verdient wird, sondern weil Vater Staat die Hand ganz weit aufhält.


    Weiterhin geht es nicht generell darum, dass in D "zu wenig" gearbeitet wird. Es kann aber langfristig nicht angehen, dass Arbeitszeiten immer weiter verkürzt werden. BTW: Wo wäre denn die Wunsch-Hausnummer der Gewerkschaften? 25 Stunden die Woche?


    Deshalb ist die generelle Anhebung zurück zur 40-Stunden-Woche ein konsequenter und sinnvoller, wenngleich nur ein sehr kleiner Anfang. Wie viel letztendlich gearbeitet wird, kann jeder mit seinem Arbeitgeber selbst aushandeln. Ist der Betrieb tariflich gebunden, steht es jedem frei, sich einen neuen Job zu suchen. Die verordnete Faulheit können wir uns auf Dauer jedenfalls nicht leisten.



    Wenn allerdings die 40 Stunden ein Allheilmittel wären, könnten wir uns pausenlos freuen, dass wir keine größeren Probleme in D haben.


    Es krankt viel mehr an der Arbeitsmarktpolitik und dem fetten Sozialstaat selbst. Meiner Meinung nach kann es nicht angehen, dass Arbeitslosen- und Sozialhilfe zusammengelegt und Arbeitslose in die Armut getrieben werden. Andererseits ist das Solidaritätsprinzip bei Rente und Krankenversicherung inzwischen überholt. Jeder sollte seine Rentenbeiträge und Gesundheistvorsorge selbst bestimmen können.
    Wenn ich die Beträge, die mein Arbeitgeber und ich für Renten- und Krankenversicherung zahlen zusammennehmen und in private Vorsorge investieren würde, hätte ich in 40 Jahren eine fürstliche Rente und könnte einmal im Monat das Krankenhaus als Hotel für ein Wellnesswochenende missbrauchen. So aber habe ich Standardleistungen und werde von meinen Rentenbeiträgen in ferner Zukunft kaum etwas oder nichts mehr sehen.



    Naja - mann könnte die Diskussion endlos fortsetzen, allerdings drehen wir uns inzwischen im Kreis.



    2006 kommt ein rot-grün gestreiftes Raumschiff, wird die Gläubigen mitnehmen und alle Anderen werden im Schwarz-Gelben Sumpf untergehen. JEHOVA!



    Stefan

  • Zitat

    Original geschrieben von Stefan
    Unsere Azubis kosten das Unternehmen jeweils ca. 1.200.- € mtl. Geht man von einem Durchschnittsmonat mit 6 Schultagen aus, sind diese 14 von 20 Tagen im Unternehmen. Rechnet man dies auf Vollzeit, sind wir bei 1.700.- € Kosten mtl. angekommen, was einem Gehalt von etwa 1.400.- € (brutto) entsprechen würde.

    In gewisser Weise stimmt das schon, aber vieles sind da auch nur fiktive Kosten.


    Wenn man sich da z.B. ansieht, was die z.B. in manchen Firmen die EDV Abteilung anderen Abteilungen für einen Internetzungang und Mailaccount berechnet, dafür würde man bei einem externen Anbieter fast ne 34 mbit Standleitung bekommen.

  • Re: Re: Hinniwilli



    Mal nicht überheblich werden. Auch Dein Arbeitsplatz kann (wird) IMHO im Schwarz/Gelben Sumpf untergehen. Nicht zu früh freuen.....

  • Zitat

    Original geschrieben von matze929
    Also für 2000-3000 Euro Netto würde ich auch 60-70 Std. die Woche arbeiten. Leider wird das aber auch in Berufen erwartet das hast Du nicht mal 2000 Brutto oder gar weniger, darüber sollte man mal nachdenken.


    ich hoffe für dich (bzw. deine gesundheit) das du niemals so einen job bekommst


    außer du kümmerst dich früh genug um erben damit wenigstens einer aus der famile was davon hat ;)


    sorry aber ich denke manche verwechseln die bedeutung von leben und arbeiten

    .:Gate 13:.
    Vor die Wahl gestellt zwischen Unordnung und Unrecht, entscheidet sich der Deutsche für das Unrecht.
    Johann Wolfgang von Goethe

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