FAZ vom 16.05.2004 Seite 54
Bei Sonnenschein und steigenden Temperaturen nahen die schönsten Wochen des Jahres. Wer im Urlaub keine bösen Überraschungen erleben will, sollte vor dem Auslandsaufenthalt ein Kurzstudium zum Thema "Handy-Tarife" absolvieren. Verdruß droht durch horrende Roaming-Gebühren, die Tücken von Rufumleitungen und vieles mehr. Die einzelnen Posten auf der Rechnung sind kaum nachvollziehbar, beklagen nicht nur die Verbraucherschützer. Während man tagsüber für keine 10 Cent die Minute vom deutschen Festnetz in die Türkei telefoniert, soll das gleiche Gespräch - diesmal vom mobilen Telefon aus - mehr als 2 Euro die Minute kosten. Ebenso teuer sind Handy-Anrufe aus dem Ausland nach Deutschland. Da stimmt doch was nicht.
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Auch bei den deutschen Handy-Preisen ist einiges aus dem Ruder geraten. Mit E-Plus plaudert man aus dem Mobilnetz ins Festnetz für 3 Cent die Minute. Warum kosten solche Gespräche bei den anderen Netzbetreibern um die 50 Cent die Minute? Sind T-Mobile, Vodafone und O2 nur unverschämt teuer, haben deren Kunden zu viel Geld, oder funktioniert der Wettbewerb nicht? Auch auf dem "Rückweg" vom Festnetzanschluß der Telekom zum E-Plus-Mobiltelefon spielen die Preise verrückt: Fast 30 Cent die Minute verlangt T-Com für solche Gespräche, also den zehnfachen Betrag der anderen Richtung.
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Nicht mehr zeitgemäß sind auch die Gebühren für Anrufe zu Sonderrufnummern. Als der deutsche Telefonmarkt 1998 liberalisiert wurde, kostete ein Ferngespräch 60 Pfennig. Die 01805 war damals besonders günstig, ebenso die 0700. Bis heute gibt es bei diesen Rufnummern keinen Wettbewerb. Die Preise liegen auf hohem Niveau, bei 12 Cent die Minute: Dafür kann man theoretisch bis nach Amerika telefonieren, auch wenn der Anruf in diesem Fall nur um die Ecke geht.
Hoffentlich kommt jetzt endlich mal ein bisschen Bewegung in den Markt! :top: