Steuern auf Alcopops

  • Zitat

    Original geschrieben von Tddy
    Wieso soll ich denn mehr zahlen, nur weil die Politik es nicht in den Griff bekommt, dass es an unter 18 Jährige verkauft wird?


    exhaustion of tools ;)


    Das schwache Steuerungsinstrument hat versagt, also kommt das nächststrengere zur Anwendung.

  • Zitat

    Original geschrieben von Christian
    Und das genau ist der große Trugschluß an der Geschichte. ;)


    Wein ist schrecklich uncool (schließlich trinken das die eigenen Eltern gelegentlich), und Bier muß man wirklich mögen, um es zu trinken - während Alcopops mehr oder weniger wie Limonade schmecken, da die Süße den darin steckenden Alk "überdeckt", weshalb die meisten Jugendlichen eher zu so etwas greifen, als sich mit (wesentlich billigerem) "Ja!"-Bier abzuschießen. Wenn Du eine frühreife 12jährige vor die Wahl zwischen einer Flasche Smirnoff Ice und einer Dose Königskrone-Pilsener stellst, was denkst Du, würde sie nehmen? Sie würde zu dem Aclopop greifen, weil der fürchterlich harmlos schmeckt und exakt das ist die Gefahr.
    Der Versuch, den Konsum solcher Getränke bestimmten gehobeneren sozialen Schichten zuzuordnen und ihn damit zu einem gewissen Grad mehr oder weniger zu legitimieren, ist schlicht und ergreifend herzzerreißend naiv und gleichzeitig auch nicht ungefährlich weil verharmlosend. :rolleyes:


    Das ist keine Meinung zu der Sinnhaftigkeit der Alcopop-Steuer an sich, sondern lediglich eine Einschätzung der "Gefährlichkeit" solcher Getränke im Vergleich zu eher traditionellen alkoholischen Getränken.


    Okay, diesen Standpunkt kann ich schon mehr verstehen.


    Aber da stellt sich natürlich die Frage was soll man tun. So gesehen müsste man ja den Alkohol komplett verteufeln, und verbieten, ausser vielleicht noch in einer handvoll Läden im Land, wo er unter strengesten Bedingungen abgegeben werden dürfte. Aber spätestens seit das in der USA versucht worden ist, wissen wir was dann passieren kann.


    Und ich denke es ist nicht richtig, die Jugend vorallem zu beschützen zu wollen, in dem man alles verbietet und erst ab 18 erlaubt.


    Ich meine das ist nicht ein Problem des Alkohols an sich, sondern eher allgemein, Handyverträge oder Kreditkarten würde ich dann genauso ansehen.


    Das Wichtigste ist wohl das man lernt sich unter Kontrolle zu halten, und wie soll man das lernen können wenn alles verboten ist?


    Wie soll z.B. jemand der bis 18 nur eine Prepaikarte hatte und nicht bei einem Vertrag auf seine Kosten achten musste vielleicht zwei Jahre später die Ausgaben in einem Haushalt mit Freundin/Frau und Kind unter Kontrolle halten können?


    Und so ist es mit dem Alkohol auch. Wer noch nie irgendwas getrunken hat, weis wohl nicht wie der Alkohol wirkt.

  • Zitat

    Original geschrieben von andi2511
    Das schwache Steuerungsinstrument hat versagt, also kommt das nächststrengere zur Anwendung.


    Ist das in diesem Fall nicht genau anders herum? Ich kann mich nur noch leidlich an meine Ordnungspolitik-Vorlesung erinnern, aber preispolitische Maßnahmen sind doch nicht so streng wie Verbote.


    Im Endeffekt, sieht man hier aber mal wieder schön das Stückwerk der Politik. Man hat sich jetzt auf die Alkopops eingeschossen und jeder 10jährige kann sich Zigaretten am Automaten kaufen.


    MfG
    bimmelbommel

    Es ist besser seinen Mund zu halten, um für einen Narren gehalten zu werden als den Mund aufzumachen, um alle Zweifel zu beseitigen.

  • Hi,


    nette Diskussion hier :) wann war das letzte Mal, dass sich in grad mal 12 Std. fuenf Seiten Antworten angesammelt hatten? :)


    Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Okay, diesen Standpunkt kann ich schon mehr verstehen.


    Aber da stellt sich natürlich die Frage was soll man tun. So gesehen müsste man ja den Alkohol komplett verteufeln, und verbieten, ausser vielleicht noch in einer handvoll Läden im Land, wo er unter strengesten Bedingungen abgegeben werden dürfte. Aber spätestens seit das in der USA versucht worden ist, wissen wir was dann passieren kann.


    Ich sehe hier die USA nicht wirklich als Vorbild an. Durch sinnlose Vorschriften (Papiertueten um Alkohol-Flaschen, keinen Alkohol auf dem Beifahrersitz, kein Aufstehen mit Bierglas in der Hand in einem Lokal etc.), sie sich von Bundesstaat zu Bundesstaat in irgendwelchen hirnlosen Details unterscheiden, macht das nicht den Eindruck, gut durchdacht zu sein.


    Ein anderer Ansatz ist das staatliche Alkoholmonopol, wie es in den Skandinavischen Laendern praktiziert wird (mit Alkohol-Shops mit eingeschraenkten Oeffnungszeiten, *zwingender* Passkontrolle, bei "exotischen" Dingen Vorbestellung, Anti-Alkohol-Reklame im Schaufenster etc.), da kommt die "Einstiegshuerde" schon ganz gut hin, aber *wirklich* in den Griff bekommen sie ihr Alkoholproblem auch ned. Sie "fangen" Betrunkene schlicht und ergreifend schneller weg von ihren oeffentlichen Plaetzen, aber das loest das Problem auch nicht. Immerhin haben sie den Verkauf schonmal besser im Griff, weil es einfach weniger Stellen zu kontrollieren gibt. Und ja, ich kenne den Alkohol-Tourismus auf den Faehren mit steuerfreien Verkauf :) .



    Durch den Handy-Vertrag werden wir sogar wieder On-Topic :)) .
    Bei einem Prepaid-Vertrag wirst Du gezwungen, Deine Kosten unter Kontrolle zu halten (zumindest war es mal so gedacht), weil Du im Zweifelfall im "Ernstfall" (also wenn Du rumprohlen willst) eben sonst eine leere Karte hast.


    Ich als Elternteil muss entweder meinem Sproessling einen Vertrag machen, dafuer gerade stehen, aber dann auch jeden Monat die Kosten (am besten zusammen mit dem Nachwuchs) kontrollieren, oder ich waelze das auf den Netzbetreiber/Serviceanbieter ab und mache eine Prepaid-Loesung (bzw. der Nachwuchs macht das von sich aus, weil ihm die Kontrolle durch mich auf den Geist geht :) ).


    Bzgl. Alkohol hat mir mal ein Erste-Hilfe-Ausbilder letztes Jahr erzaehlt, dass seit der "Einfuehrung" von Alkopops das "normale" Alter der Rausch-Koma-Patienten in den Notaufnahmen auf 10-15 gesunken ist (entschuldigung, in dem Alter hab ich vielleicht mal en einem Wein meiner Eltern genippt und hab es angewiedert wieder ausgespuckt, weil Wein eben nicht "kindgerecht" ist :) ). Das halte ich fuer bedenklich, aber die *eigentlich* Zustaendigen sind nach wie vor die Eltern.


    cu
    XlF

  • Zitat

    Original geschrieben von Martyn
    Das Wichtigste ist wohl das man lernt sich unter Kontrolle zu halten, und wie soll man das lernen können wenn alles verboten ist?


    Wie soll z.B. jemand der bis 18 nur eine Prepaikarte hatte und nicht bei einem Vertrag auf seine Kosten achten musste vielleicht zwei Jahre später die Ausgaben in einem Haushalt mit Freundin/Frau und Kind unter Kontrolle halten können?


    Moin,
    das ist der "casus knackus" an der ganzen Geschichten. Wir haben einen wunderschönen "Bildungsnotstand/Azubi"-Thread, das passt doch alles wunderbar zusammen. Eine große Anzahl der Jugendlichen heutzutage ist zu doof zu sch***, hier sollen sie aber jetzt die intellektuellen Fähigkeiten haben eine staatliche Massnahme (Sondersteuer) im richtigen Kontext zu verstehen. Mein Gott, die können nicht mal das Etikett auf der Flasche fehlerfrei lesen und da sollen sie dann einen komplexen Zusammenhang herstellen zwischen löhnen und saufen sowie sparen und einen klaren Kopf behalten?


    Gebt den Jugendlichen mehr Eigenverantwortung? Ja am A***, guckt euch doch um, wenn man denen den P*** nicht hält, treffen die doch die Schüssel nicht.


    Die Sondersteuer ist als Lenkungssteuer absolut korrekt.


    cu ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von bimmelbommel
    Ist das in diesem Fall nicht genau anders herum? Ich kann mich nur noch leidlich an meine Ordnungspolitik-Vorlesung erinnern, aber preispolitische Maßnahmen sind doch nicht so streng wie Verbote.


    Stimmt schon, aber das Verbot besteht ja weiterhin und wurde kombiniert mit einer zusätzlichen Policy. Versagt haben hier z.B. die mit dem Verbot kombinierten Aufklärungskampagnen.


    Ganz genau genommen stimmt das mit der exhaustion of tools in diesem Fall also eh nicht, das Verbot steht tatsächlich am Ende dieser Kette ;)

  • Die Steuer ist unnütz und willkürlich weil sie das Problem nicht ansatzweise angeht.


    Eine Sondersteuer auf Alcopos wird den Verkauf dieser in Zukunft stark drosseln und höchstwahrscheinlich sogar derart, dass der Verkauf nicht länger rentabel ist.
    Der gemeinhin stark beschränkte Politiker freut sich jetzt in seinem großen hässlichen Berlin "Hurra die Jugend säuft nicht mehr".
    Das is natürlich völliger Blödsinn.
    Alkoholmischgetränke ohne Branntweinanteil kosten nach wie vor das gleiche wie vorher. Die Kids werden also entweder auf bier- oder weinhaltige Mischgetränke oder auf selbstgemachtes ausweichen. Das Einzige was die Sondersteuer zu erwirken vermag ist eine Umverteilung der Sauferei. Nicht nur, dass ich wieder diese Doppelmoral sehe nach der den alten Männern egal ist womit die Jugend sich besäuft, nein. Sie haben das Problem überhaupt nicht erfasst.
    Alkohol wird immer früher konsumiert. Es ist für 11-12jährige oft schon selbstverständlich, dass am Wochenende tief ins Glas geschaut wird. Ob das nun mit Alcopos geschieht oder nicht ist denen doch völlig egal. Grundlegend ist doch der Missbrauch von Alkohol als Rausch- statt als Genussmittel.


    Was passieren sollte:
    - Einführung großer Aufdrucke auf den Flaschen, die das Mindestalter ausdrücklich und unübersehbar aufzeigen.
    - Stärkere Kontrollen des Einzelhandels unter Zuhilenahme von Jugendlichen als Testpersonen. Nebenjob Alk-Tester. Wenn es nach mir ginge bald Realität.


    Was nicht geschehen sollte:
    - Vermehrte Durchführung von Veranstaltungen, die Suchtprävention thematisieren. Die Erfahrung hat gezeigt, dass diese i.d.R. Kontraproduktiv sind.
    - Die Einführung der Sondersteuer auf Alcopos.


    -SF³

  • Zitat

    Original geschrieben von SiemensFreak³ Eine Sondersteuer auf Alcopos wird den Verkauf dieser in Zukunft stark drosseln und höchstwahrscheinlich sogar derart, dass der Verkauf nicht länger rentabel ist.
    Was passieren sollte:
    - Einführung großer Aufdrucke auf den Flaschen, die das Mindestalter ausdrücklich und unübersehbar aufzeigen.


    Ich denke, dass das Zeug genauso konsumiert wird wie vorher! Die Preise an der Tanke oder in der Disco varieren eh +/- 2,- Euro je Flasche! Getränke wie RedBull und Flying Horse gibt es an Tanken auch zwischen 1,69 und 2,49 und man kauft sie, wenn man Lust drauf hat.
    Cappuchino kostet auch bei z.B. McCafé 99ct und bei CafédelSol ca. 199ct; also das Doppelte.
    Ich denke nicht, dass der Preis da was tut... Nur Mehrsteuereinnahmen!


    Aufdrucke helfen auf Zigarettenschachteln IMHO auch nicht, warum sollen sie auf Flaschen helfen? Ich denke, dass alles eine Sache von Reife und Verstand ist. Mehr nicht!
    Wir haben früher wie die Löcher unter Brücken und in Bahnanhängern gesoffen und uns ausgekxxzt. Heute trinke ich gar nicht mehr.
    Man soll Kiddies leben lassen und das Leben erleben lassen. Wenn die Eltern sich genug Zeit für die Kinder nehmen, ist nämlich alles kein Problem, weil sie Respekt vor Ihnen haben und sich dann doch alles aus einer normalen Lebenslogik ergibt.
    Das Problem sollte eher bei der Erziehung, also den Eltern angepackt werden, wenn man was ändern möchte! ;)

  • Zitat

    Original geschrieben von SiemensFreak³
    Die Steuer ist unnütz und willkürlich weil sie das Problem nicht ansatzweise angeht.


    Du hast es nicht wirklich verstanden, oder? ;)

    Zitat

    Original geschrieben von SiemensFreak³
    Eine Sondersteuer auf Alcopos wird den Verkauf dieser in Zukunft stark drosseln und höchstwahrscheinlich sogar derart, dass der Verkauf nicht länger rentabel ist.


    Genau das ist ja beabsichtigt. Alcopops sollen vom Markt gedrängt werden. Nicht mehr und nicht weniger. Genau das wird beabsichtigt.

    Zitat

    Original geschrieben von SiemensFreak³
    Der gemeinhin stark beschränkte Politiker freut sich jetzt in seinem großen hässlichen Berlin "Hurra die Jugend säuft nicht mehr".
    Das is natürlich völliger Blödsinn.


    Blödsinn ist anzunehmen, das die Politik hier tatsächlich einen beschränkten Ereignishorizont hat. Ich gebe es zu, meistens sind die Berliner doof, hier aber haben sie eindeutig gehandelt.


    Es ist nicht möglich/gewünscht alkoholhaltige Mischgetränke zu verbieten, was am sinnvollsten wäre. Also greift man zur Sondersteuer um den Rest vom Markt erledigen zu lassen.
    Es ist, weiter gedacht, absolut stimmig in Anbetracht der Suchtprävention. Warum saufen die Kiddies das Zeug? Weil es süß ist und nicht nach Alkohol schmeckt. Das die Kiddies mit 20 dann alkoholabhängig sind ist von der Industrie gewollt.


    Zitat

    Original geschrieben von SiemensFreak³
    Alkohol wird immer früher konsumiert. Es ist für 11-12jährige oft schon selbstverständlich, dass am Wochenende tief ins Glas geschaut wird. Ob das nun mit Alcopos geschieht oder nicht ist denen doch völlig egal. Grundlegend ist doch der Missbrauch von Alkohol als Rausch- statt als Genussmittel.


    Und die Gegenargumente, das die Kiddies dann ihr Zeugs selber mixen ist an den Haaren herbeigezogen. Jedes selbst gemischte Gesöff schmeckt eindeutig nach Alkohol, außer man mengt noch Unmengen an chemisches Zeugs rein. Was aber in der Realität gar nicht funktioniert. 11-12-jährige schmeckt der Alkohol gar nicht, das ist statistisch belegt. Die Kinder in diesem Alter haben noch ein gesundes (nicht anerzogenes) Gesundheitsempfinden was gut und was schlecht für sie ist. Allein die Alcopops wollten das aushebeln und die Kinder süchtig machen.


    Alles andere ist liberales Gewäsch ohne auch nur irgendeinen Funken gesunden Menschenverstandes.


    cu


    PS: Wollt ihr eure Kinder Samstagsnacht von der Gosse aufsammeln? Denkt mal ein bischen weiter! Als Familienvater kann und werde ich diesen liberalen Scheiß nicht tolerieren!

  • Ich sehe das etwas anders, General Custer. Nämlich exakt so, wie SF³.
    Das mag daran liegen, daß wir aus dem Alter noch nicht ganz so lange raus sind, wie Du. ;)
    Die Kids saufen, weil das cool ist. Und sie saufen Alcopops, weil die besonders cool sind und weil sie ihrem Geschmack am ehesten entsprechen. Früher wurde eben massig Radler getrunken oder "Gespritztes" (Colabier). Heute eben das Zeug. Wird das zu teuer, kommt irgendwas anderes. Aufhören zu saufen, werden die Kids deswegen noch lange nicht. Die Prohibition sollte uns bewiesen haben, daß das nichts bringt. Mit liberal hat das nix zu tun.
    Man muß den Kids und denjenigen, die die Vorbilder sind, nämlich der Gesellschaft, beibringen, daß an Saufen nichts "cool" ist. Da muß man anpacken.
    Zu glauben, daß die Kids jetzt aufhören, zu saufen, ist illusorisch.
    Kids rauchen auch mit 13 Zigaretten, obwohl das Päckchen 4 Euro kostet und groß und fett draufsteht, daß es ungesund ist.
    Und ich glaube eben gerade nicht, daß Kids ein natürliches Gesundheitsbewußtsein haben. Das sieht man doch täglich aufs Neue. Sie können nur lernen, was ungesund ist. Merken tun sie es erst viel, viel später, wenn es oft schon zu spät ist.
    Ich finde die Steuer zwar nicht kontraproduktiv, aber sie verfehlt im Endeffet ihr Ziel.

    “Das Leben ist wie ein Fahrrad. Man muß sich vorwärts bewegen, um das Gleichgewicht nicht zu verlieren.” Albert Einstein

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