Ich frage mich schon seit geraumer Zeit, wie die Netzanbieter ernsthaft glauben können, Videotelefonie sei DAS Must-Feature oder gar die lang gesuchte "Killerapplikation" für die neue Mobilfunkgeneration. Mir kommt das eher so vor, als würde man verzweifelt nach IRGENDEINEM Grund suchen - und sei dieser noch so abwegig - dem Konsumenten UMTS überhaupt als "Mehrwert"-Produkt verkaufen zu können. Denn im Ernst: Videotelefonie will seit 20 (?) Jahren kein Mensch haben, warum sollte dies auf einmal anders sein, nur weil ein neues Funknetz an den Start geht?
Mein Eindruck ist, dass die meisten der neuen Features (also das Verschicken von farbigen Bildchen, Videos, MP3-Downloads, mobiles Internet etc.), die man sich zum Zeitpunkt der UMTS-Lizenzversteigerungen wohl für das 3G-Netz vorgestellt hatte, in der Zwischenzeit weitestgehend doch über das gute alte GSM-Netz realisiert wurden. Und jetzt haben sie das Problem, dass sich für den "normalen" Verbraucher irgendwie so gar kein Mehrwert von UMTS gegenüber dem bestehenden Netz erkennen lassen dürfte. Also holt man verzweifelt Features aus der Schublade, die zwar nur via UMTS funktionieren, die aber irgendwie niemand braucht (und zu den geplanten Preisen wohl schon gar nicht...). Denn abgesehen von Erotik und Flirt-Dienstleistungen kann ich mir beim besten Willen kein - kommerziell erfolgreiches - Anwendungsfeld für Videotelefonie vorstellen (und jetzt kommt mir nicht mit der Freundin in der Ferne).
Um Missverständnisse zu vermeiden: ich habe nix gegen UMTS, im Gegenteil. Gerade für mobile Datenübertragung mag das klasse und in Zukunft unverzichtbar sein (potentiell sinnvolle Produkte wie etwa surf@home sind ja schon angekündigt), aber die derzeitig angepriesenen neuen Un-Features in Kombination mit einer Preispolitik, die jeder Beschreibung spottet, erscheinen mir einfach unsäglich albern.