Arztrezept, wie lange gültig?

  • Zitat

    Original geschrieben von frank_aus_wedau
    Wenn die Kasse nicht zahlt ... gibt es ein Generikum, das der Apotheker stattdessen abgeben darf? Jedenfalls, wenn es auf dem Rezept nicht ausdrücklich untersagt ist?


    Das Zauberwort für billiges Einkaufen ist "aut idem": "oder das Gleiche". Beim Privatrezept muss man das schreiben, sonst darf der Apotheker nur das Medikament abgeben, was auf dem Rezept steht. Bei Kassenrezepten musste man das früher ankreuzen, wenn es gültig sein sollte. Dann wurden die Bestimmungen geändert, die Kassen erhofften sich Einsparungen: "aut idem" galt immer dann, wenn es nicht angekreuzt ist. Sinngemäß (als Eselsbrücke) kreuzt man also beim Kassenrezept nicht mehr je nach Bedarf an, sondern streicht je nach Bedarf durch. Die meisten Ärzte, die ich kenne, haben in ihrer Software einfach die Standardeinstellung für das Kreuzchen geändert...


    Alternativ kann man den Wirkstoff rezeptieren, dann kann man das günstigste Präparat erbitten (Privatrezept) bzw. der Apotheker muss ein günstiges rausgeben (Kassenrezept, Bestimmungen wg. Rabattverträgen etc. etwas komplizierter).

  • Aus eigener Erfahrung vielleicht nochmal was zu Nexium und allgemein zu Generika..


    NiceIce hats perfekt ausgedrückt. Wobei die Kasse imho das als Sonderleistung bei spez. Bedarf noch bezahlt.. Aber ich glaube, dass war dann mit Einzelgenehmigung..
    Es könnte einfacher gehen.. Beispielsweise darf Movicol (Abführmittel) nur unter bestimmten Bedingungen wie einer Opiattherapie auf Kassenkosten verordnet werden.. Könnte man mit Nexium im Leistungskatalog auch so festlegen.. Aber ich denke, es ist eine kleine Rebellion. Bei dem Preis aber auch verständlich - es ist vergleichsweise einfach viel zu teuer.


    Und zu den Generika: Hier gibt es durchaus ein Problem. Ich nehme aus Erfahrung als Beispiel Tramal (nicht unter das BtMG fallendes Opiod).. Grünenthal hat es entwickelt und bringt es als Tramal raus. Generika heissen idR Tramadol. Dabei gibt es 2 Unterschiede. Erstens ist Tramal teurer als Tramadol, zweitens sind bei jedem Hersteller die "Zusatzstoffe" unterschiedlich. Ich kann zum Beispiel nicht Grünenthal Tramal nehmen, weil ich dann wie sau schwitze und high bin. Bei vielen Generikas dagegen nicht.
    Das Prozedere lässt sich auf fast alle Generika/Medikamente(/Wirkstoffe) übertragen. Daher sind nach meiner Erfahrung die Apotheken und Ärzte auch endlich kritischer geworden, wenn Sie die Firma wechseln. Das Problem ist, dass die Kasse den Lieferanten vorschreibt, außer der Arzt kreutzt "aut Idem" an.


    Ach ja.. Noch ein Beispiel für Geldverschwendung?
    Targin (Mundipharma) ist ein BTM mit den Wirkstoffen Oxycodon und dem Hemmer Naloxon. Beides in einer retadierten Tablette und dafür deutlich teurer als einzeln. Und davon gibts noch viel mehr ;)


    Preise hab ich jetzt mal rausgelassen, da ich grad nicht in die Gelbe Liste komme..


    Wenn jemand Fragen hat, immer raus damit. Die lieben User, welche selbst PTA, PKA etc sind, können allerdings tiefer als ich auf einige Sachen eingehen.

    It told us we have to create the future - or others will do it for us.

  • Zitat

    Original geschrieben von NiceIce
    OTiZ wollte allerdings wissen, ob man sowas am Rezept erkennen kann, Herr Kollege... ;)


    Aber das wäre mal eine Idee! Die Ärzte sollten statt "vermutlich zuzahlungsbefreit" lieber "deutlich über Festbetrag" aufs Rezept drucken. :D


    Ja, Herr Kollege, dass es nicht übers Rezept zu erfahren ist wurde ja geklärt, deshalb mein Tipp, wie man es trotzdem in Erfahrung bringen kann! :-)



    Zur Sondenthematik bei Nexium: Laut Hersteller ist Omeprazol 20 Heumann sondengängig. Hab da mal recherchiert. Wenn du willst kann ich dir das Fax von Heumann mailen.

  • Selten soviel Unsinn wie hier zu diesem Thema gelesen:


    1. Kassenrezept ist 1 Monat gültig
    2. Privatrezept ist 6 Monate gültig
    3. BTM Rezept, egal ob Kasse oder Privat, ist 7 Tage gültig


    Die "aut idem" Regelung hat sich seit den Rabattverträgen komplett geändert.
    "Aut idem" wird jetzt benutzt, um dem Apotheker mitzuteilen, dass er den Rabattvertrag nicht einhalten sondern genau das abgeben MUSS, was der Arzt aufgeschrieben hat.
    Das ist verwirrend aber man muss nicht alles verstehen. ;)


    Ob die Kasse nun das Original oder ein Generikum zahlt, ist Sache der Kasse. Weder Arzt noch Patient können da mitreden. Es kann auch durchaus sein, dass die Kasse ein Original zahlt aber der Arzt durch das Aufschreiben des Generikums die Abgabe des Generikums initiiert. Das belastet das Budget des Arztes nun mal weniger, wenn das Original wie z.B. bei Plavix mehr als doppelt soviel wie das Generikum kostet.


    Wer übrigens meint, der Apotheker macht mit verschreibungspflichtigen Arzneien den Reibach:


    1. er verdient in der Regel ca. 3% plus einen Obulus von 6-8 EUR pro Arzneimittel, egal ob das Arzneimittel 10 EUR oder 300 EUR kostet.


    2. ab einer bestimmten Summe (soweit ich mich entsinnen kann, sind das 1500 EUR) fällt dann der sogenannte Höchstpreisumsatz an, der dann PAUSCHAL mit 50 EUR abgegolten wird.
    Das Arzneimittel kostet 30000 EUR? Der Apotheker verdient 50 EUR daran. Wenn er Glück hat, springen noch 1.5% Skonto bei Direktbezug heraus, evtl. noch ein paar EUR durch HAP. Das war es dann, lächerlich.
    Man darf nicht vergessen, dass der Apotheker 1x im Monat das Geld von der Abrechnungsstelle erhält, kurzum: er muss oft bis zu 100000 EUR und mehr "vorfinanzieren" bis er das Geld erhält. Die Kontokorrentzinsen liegen bei 7-16%, je nach Bank und Bonität.


    3. im Schnitt liegt der Rohertrag bei verschreibungspflichtigen Arzneimitteln bei ca. 13-16%, manchmal ein Prozentpunkt höher oder niedriger. Wer den Aufwand zum Betrieb einer Apotheke kennt, der weiß, dass man davon nicht gerade reich werden kann. Vor 5-10 Jahren sah die Sache schon etwas anders aus aber der Gesetzgeber hat sich in die Preispolitik der Hersteller eingemischt und staatlich(!) verordnete Preise eingeführt.
    Lustigerweise sind die Preise in anderen Ländern, trotz der Tatsache, dass der Staat dort sich nicht eingemischt hat, deutlich niedriger. Somit hat man in Deutschland nur der Pharmaindustrie einen Gefallen getan, wenn überhaupt. Für die Kassen hat sich trotz Rabattverträge wohl nicht viel verändert und für viele kleine und feine Apotheken hat diese Einmischung den Ruin gebracht. Davon profitieren vornehmlich Großapotheken, wo viele Leute nicht einmal wissen ob sie von einem Apotheker bedient werden oder, illegalerweise, von einer PKA.


    Geiz ist geil hat eben auch die Gesundheit erreicht. Aber gerade in dieser Domäne hat Geiz eigentlich nicht viel verloren, vor allem nicht im Klinik- und Arztpraxisbereich. Wenn ein Arzt sich mehr mit seiner Abrechnung/Bilanz als mit seinen Patienten beschäftigen muss, dann läuft etwas falsch.


    Die Arzneimittelpreise hätten, wie in jeder liberalen Marktwirtschaft, vom Markt selbst bestimmt werden müssen. Dass das in anderen europäischen Ländern gut funktioniert, ist kein Geheimnis.

  • [QUOTE] Original geschrieben von 997TT
    Selten soviel Unsinn wie hier zu diesem Thema gelesen:


    2. Privatrezept ist 6 Monate gültig
    QUOTE]


    Nein, das stimmt nicht ganz. Im Normalfall sind es seit einiger Zeit nur noch 3 Monate. Geregelt wird die Gültigkeit einer Verordnung durch die Arzneimittelverschreibungsverordnung, konkret §2 Absatz 5: "(5) Fehlt die Angabe der Gültigkeitsdauer, so gilt die Verschreibung drei Monate."


    Quelle: http://www.gesetze-im-internet.de/amvv/BJNR363210005.html


    Die anderen Sachverhalte hast Du super erklärt! :top:

  • also wenn man jetzt 1+1 zusammenzählen würde, könnte man meinen, du bist apotheker, fährst porsche und als alltagsfahrzeug haste nen audi tt ;)



  • Hier wurde alles schon korrekt dargelegt.


    1. Stimmt so pauschal nicht. Laut den ALV muss ein Kassenrezept innerhalb eines Monats beliefert werden, damit man es abrechnen kann.
    Die Verschreibungsverordnung unterscheidet aber nicht zwischen Privat- und Kassenrezepten, also ist das Rezept danach noch zwei Monate gültig, muss dann aber privat bezahlt werden.


    2. Wurde schon vor einiger Zeit auf 3 Moante verkürzt.


    Die Benutzung des "aut idem"-Feldes hat sich schon DEUTLICH vor den Rabattverträgen umgekehrt, AFAIR 2004. Das scheint sich aber leider immer noch nicht zu allen Ärzten rumgesprochen zu haben. Ich hatte neulich nachts im Notdienst ein Rezept für ein Kind mit aut idem-Kreuz. Die verschriebene Salbe hätte ich von anderen Firmen in zigfacher Ausführung da gehabt. Bei der tel. Rückfrage, warum es unbedingt diese eine Firma sein sollte, sagte mir der Arzt: "Wieso, die Firma ist mir egal, ich hab doch extra das Kreuz gemacht, um es Ihnen einfacher zu machen".....No comment! :flop:

  • Zitat

    Original geschrieben von 997TT
    Wer übrigens meint, der Apotheker macht mit verschreibungspflichtigen Arzneien den Reibach:


    1. er verdient in der Regel ca. 3% plus einen Obulus von 6-8 EUR pro Arzneimittel, egal ob das Arzneimittel 10 EUR oder 300 EUR kostet.


    2. ab einer bestimmten Summe (soweit ich mich entsinnen kann, sind das 1500 EUR) fällt dann der sogenannte Höchstpreisumsatz an, der dann PAUSCHAL mit 50 EUR abgegolten wird.
    Das Arzneimittel kostet 30000 EUR? Der Apotheker verdient 50 EUR daran. Wenn er Glück hat, springen noch 1.5% Skonto bei Direktbezug heraus, evtl. noch ein paar EUR durch HAP. Das war es dann, lächerlich.
    Man darf nicht vergessen, dass der Apotheker 1x im Monat das Geld von der Abrechnungsstelle erhält, kurzum: er muss oft bis zu 100000 EUR und mehr "vorfinanzieren" bis er das Geld erhält. Die Kontokorrentzinsen liegen bei 7-16%, je nach Bank und Bonität.


    Man sollte aber nicht vergessen, dass die allermeisten Arzneimittel, vor allem die häufig verschriebenen, eher 30 als 30000 Euro kosten, da sind dann die 8 Euro Obulus schon eine ganz nette Marge. Und man sollte auch erwähnen, dass kein Apotheker ein 30000 Euro Medikament vorrätig hat, sondern dieses gezielt bestellt wird. Und vorfinanzieren muss man als Verkäufer auch irgendwie immer, das muss auch der Gastronom, der Einzelhändler etc.. Dafür braucht man als Unternehmer eben ein gewisses Startkapital... Margenmäßig nicht zu vergessen: die nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel und das sonstige Angebot.


    Zitat

    Davon profitieren vornehmlich Großapotheken, wo viele Leute nicht einmal wissen ob sie von einem Apotheker bedient werden oder, illegalerweise, von einer PKA.


    Naja, gehen wir mal davon aus, dass man weder noch, sondern von einer PTA bedient wird. Das dürfte in den allermeisten Fällen so sein und ist legal.


    Mag ja sein, dass die fetten Zeiten vorbei sind, hungern müssen Apotheker sicherlich nicht, es sei denn vielleicht da, wo 3 Apotheken auf 100 m sind. Das habe ich auch nie verstanden, wie sich so etwas halten kann, zumal ja in den allermeisten Fällen keine Beratung statt findet und einfach das Rezept erfüllt wird.

  • Zitat

    Original geschrieben von 997TT
    Lustigerweise sind die Preise in anderen Ländern, trotz der Tatsache, dass der Staat dort sich nicht eingemischt hat, deutlich niedriger. Somit hat man in Deutschland nur der Pharmaindustrie einen Gefallen getan, wenn überhaupt. Für die Kassen hat sich trotz Rabattverträge wohl nicht viel verändert und für viele kleine und feine Apotheken hat diese Einmischung den Ruin gebracht. Davon profitieren vornehmlich Großapotheken, wo viele Leute nicht einmal wissen ob sie von einem Apotheker bedient werden oder, illegalerweise, von einer PKA.


    Für "Vielflieger" erkennbar an reimportierten Medikamenten mit aufgeklebten Deutschen Inhaltsstoffen und Hinweisen. Ansonsten FULL ACK!


    Abakus: Wenn du mit deinem Rezept hingehst und sagst "Gib ma!", dann besteht vielleicht kein Grund zur Beratung. Tatsache ist aber, dass Apotheker zur Fortbildung verpflichtet sind und in Zeiten von Praxisgebühren eine kostenlose Vorstufe zum Arzt bilden.
    Ob die (stark abnehmende) Dichte von Apotheken zu hoch ist, ist streitbar. Fakt ist, dass sich viele alte Omis freuen, wenn ihnen jemand um die Ecke das Blutdruckmessgerät zum 10. Mal erklären kann.


    Es ist der absolute Wahnsinn, wie die Krankenkassen/Gesundheitsminister den Apotheken einen riesigen bürokratischen Overhead ohne monetären Ausgleich angehängt haben.

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    Als ich zurückkam von den Reisen und sah am Gepäckband das erste mürrische Gesicht, da dachte ich: Das ist meine Heimat. - Harald Schmidt

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