Testbericht Sony Clié PEG-TH55

Nach einem harten, entbehrungsreichem Wochenende mit Wohnungseinrichtung inkl. Küche in einen vierten Stock war die Freude groß, als ich montags an meinem Arbeitsplatz gleich zwei Päckchen vorfand: Der 256MB MemoryStick Pro und der Clié waren endlich da!

Beim Auspacken fällt auf, daß die giftgrüne Verpackung sehr flach ist und weniger Voluminös und pretitiös als die meines guten, alten Tungsten|T. Ein erster Hinweis...

Nach dem heiligen Moment des Öffnens der Schachtel mit zwei Kollegen im Nacken, starre ich als erstes auf einen Wust von Papier: sony ist gewohnt fürsorglich und legt die wichtigsten (?) Dokumente in dreifacher Ausfertigung in verschiedenen Sprachen bei. Am Besten gefällt mir jedoch die Gebrauchsanweisung für den Erstbetrieb: Die ist in DIN A3 gehalten, also Poster- Größe. Wenn tatsächlich jemand auf die Idee kommen sollte, kann er sich diese Anleitung getrost an die Wand hängen.

Unter dem Papierberg kommen endlich die Gegenstände zu Vorschein, die uns wirklich interessieren: Die Hardware. Als erstes wird das Netzteil hervorgeholt. Kommentar vom Chef: "Guck mal, die haben Dich verarscht, daß ist ein Netzteil für die USA!" In der Tat liegen dem TH55 zwei Netzteile für den europäischen und den amerikanischen Kontinent bei. :top:

Nachdem Netzteil samt Zubehör und Gebrauchsanweisungen, Garantien, etc. aus dem Karton geborgen wurden, folgt für zwei Sekunden ein Schock: Da ist ja gar nichts mehr drin! Erst auf den zweiten Blick fällt das kleine Gerät unter der schützenden Karton- Lasche auf. Der TH55 ist sehr flach und wesentlich kleiner, als ich ihn mir vorgestellt habe. Vor meinem geistigen Auge schwebte immer ein Koloss wie der NZ oder NX vor - von wegen!

Größe: 73.3 x 121.5 x 15.7 mm

(An dieser Stelle gleich ein "Entschuldigung!": Ich habe gerade zum Fotografieren nur das T610 zur Hand - deshalb soll dies vorerst das einzige Bild in diesem Test sein, die Qualität ist einfach zu schlecht. Andere Bilder reiche ich nach.)

Gehäuse
Der grau/transparente Displayschutz toppt die insgesamt sehr edle und elegante Erscheinung des Gehäuses. Beim ersten Aufklappen fällt angenehm auf, dass die Klappe kaum Spiel hat und ergo nicht wackelt; sie ist sehr stabil verarbeitet. Leider hinterlassen fettige Finger schnell Spuren auf dem schönen Deckel.
Direkt unter der Deckel- Befestigung sind vier LED´s integriert, die Anzeigen, ob
- das Gerät noch Saft hat ("Power-LED", leuchtet grün und orange)
- ein Voice Memo aufgenommen wird
- Bluetooth eingeschaltet ist (blinkt in Bereitschaft, leuchtet bei Betrieb blau)
- WLAN eingeschaltet ist (grün)

Auf der linken Geräteseite sind insgesamt drei Schieberegler, eine Taste und der MSX- Slot zu finden. Ein Regler öffnet den Kamera- Verschluss, die Taste löst diese aus. Der zweite Regler aktiviert oder sperrt das Dispaly: Wird der Regler einmal nach unten gedrückt wird das Display aktiviert oder deaktiviert; wird der Regler nach oben geschoben, bis er einrastet, ist das Gerät on "Hold" und kann nicht versehentlich aktiviert werden. Der dritte Schieberegler ist für die Aufnahme von Voice Memos zuständig - leider funktioniert er bei mir nicht!
Auf der Rückseite ist die VGA- Kamera angebracht und der Stylus ist in der rechten oberen Ecke - so unbrauchbar wie ihn einige finden, ist er meiner Meinung nach nicht.
An der Unterseite sind die vier Schnellstart- Tasten angebracht; Habe ich beim Tungsten noch sehr oft damit gearbeitet, kann ich mir das für den Clié kaum noch vorstellen: Sie sind winzig und lassen sich nicht wirklich komfortabel bedienen.
Da dem Clié keine Docking- Station beiliegt, muss das Gerät per USB- Kabel an den PC angeschlossen werden. Das geht auch, aber eine Docking- Station ist auf alle komfortabler und Sony bietet sie auch für dieses Gerät an.

Das Display
Mir fällt nur ein Wort ein: Wow! :eek:

Wie auf dem Bild schon (unter Anstrengung :p) zu sehen, ist der TH55 dem Tungsten weit überlegen, was das Dispay angeht. Die Auflösung von 320x480 Pixel ist natürlich grandios und auch die Leucktkraft ist wesentlich stärker als die des Tungsten. Nachdem ich den MegaLauncher installiert hatte, weil ich zuerst nicht mit dem Clié Launcher zurecht kam, habe ich ihn vorhin wieder deinstalliert, weil der Clié Laucher tatsächlich komfortabler ist - gerade, was die Nutzung des großen Displays angeht. Die Zusatzinformationen, welche der MegaLauncher liefert, werden nämlich auch durch die geniale Statuszeile am unteren Displayrand geliefert.

Teil 2 und Fotos kommen morgen...

Offizielle Technische Daten

...von wegen morgen.
Der 2. Teil kommt fast eine Woche später, denn: Auch der TH55 hat Macken.

Nachdem ich die Äußerlichkeiten abgehandelt habe, kommen wir zum Eingemachten: Der Funktionalität (Bilder kommen auch noch, versprochen... )

Schon von vorherein wurde die tolle Ausdauer des TH55 in den Himmel gelobt und was soll ich sagen: zurecht. Heute habe ich schon mindesten 10 mal per BT gesynct. Mein alter Tungsten wäre jetzt schon zur Hälfte leer, aber der Clié hält sich wacker. Gerade mal ein "bisschen" Stromvorrat ist flöten geganen, sagt mir die Anzeige.
Das Wechseln zwischen den Programmen geht leider nicht so schnell von statten. Da der TH55 auf maximal 123 MHz Leistung zurückgreift, können keine Geschwindigkeitsrekorde erwartet werden. In diesem Punkt sehe ich keine Verbesserung zu meinem Tungsten mit 144 MHz, dass hätte Sony noch besser machen können. Bei Videos und dem Laden von Photos in das ROM machen sich die fehlenden PS bemerkbar.
Überhaupt: Wer viele Fotos auf seinem TH55 verwalten und ansehen will, sollte auf alle Fälle auf ein 3rd- Party App. wie SplashPhoto zurückgreifen: Der Clie Viewer ist extrem unkomfortabel, was die Verwaltung angeht. Es ist nicht möglich, einzelne Kategorien anzulegen und diesen die Photos zuzuordnen. Da ich 300 Photos mit mir rumschleppe, habe ich für den Anfang schön geflucht, da die Bilder sich auch jedesmal in das ROM laden, wenn der Clie Organizer aufgerufen wird und Bilder in der entsprechenden Leisten angezeigt werden sollen. Da SplashPhoto ein eigenes Verzeichnis anlegt, werden diese Photos dann nicht in das ROM geladen, wenn der CO gestartet wird. Der Viewer hat SplashPhoto aber eine Funktion vorraus: Den Zoom. Bei hochauflösenden Photos kommt der richtig klasse!
:top:

Dafür fehlt ihm allerdings auch die Funktion "Slideshow" - mit den tollen Schwarz/ Weiss- Kunst- Fotos machen die 320x480 Pixel richtig Spaß und das Display hat genug Leuchtkraft, um die Bilder auch bei geschlossener Klappe strahlend hell anzuzeigen. Das sieht bei geschlossener Klappe im übrigen superedel aus, einfach fantastisch!

Die Audioqualitäten des TH55 sind bescheiden - für Memos reicht es, mehr aber auch nicht. Die Lautsprecher des Tungsten T empfinde ich als lauter und besser. Per Kopfhörer habe ich noch nichts gehört, das kommt noch, die Erfahrung reiche ich nach.
Enttäuschend: Der TH55 kann MP3´s abspielen, auch kann er Voice- Memos als Alarm wieder geben; aber daran, MP3´s als Alarm abspielen zu können hat bei Sony wohl noch niemand gedacht. Das sollte sich hoffentlich über ein Update fixen lassen.

Über die Kamera läßt sich sagen, daß sie ganz ordentliche Bilder macht. Sorry wegen dieser unqualifizierten Bemerkung. Ich hab zwar viel mit Fotos zu tun, bin aber nicht wirklich ambitioniert, was das Fotografieren angeht. Besser als die kamera vom T610 ist die TH55- Kamera aber allemal...

Kommen wir zu einem ganz besonderem Schmankerl: Dem Clié Organizer. Dieser besteht aus zwei Dokumenten, einmal dem CO für Desktop, der im wesentlichen dem Palm Desktop- Programm gleicht mit den Erweiterungen die auch den zweiten Part, dem eigentlichen Clié Organizer für den PDA auszeichnen.
Sony hat diese Software groß beworben und die Idee ist auch toll:
Endlich lässt sich der Palm wie ein echter Filofax benutzen. In der Kalenderansicht können Einträge mit einer Vielzahl an Hintergrundfarben versehen werden; Auch Symbole lassen sich zuordnen. Die Einträge werden richtig hübsch dargestellt. Als ob das noch nicht reichen sollte, lassen sich Bilder aus der "Bilderleiste" per Drag&Drop zuordnen und, wirklich praktisch, handschriftliche Notizen in die Agenda eintragen. So wird der Tag hübsch bunt und man wird von jedem wegen diesem Augenschmaus beneidet!

Doch Moment, ich hatte ja schließlich anfangs etwas von Problemen geschrieben.
So schön der Clié Organizer ist, auch mit dem Adressbuch, dessen Kontakten Photos zugeordnet werden können: Er läßt sich nicht mit dem TH55 synchronisieren, wenn gleichzeitig Outlook gesyncht werden soll. das heißt:
Unter Verwendung des mitgelieferten Conduit Intellisync werden zwar Kalendereinträge gesyncht, die Formatierung mit Farbe und Icon geht im Clié Organizer allerdings flöten. Alles ist wieder weiß, bis auf die Bilder undhandschriftlichen Notizen, welche extra als Multimedia- Dateien gesyncht werden. Noch schöner: Termine, die vor "heute" liegen, werden gleich gar nicht synchronisiert. Zu allem Überfluß ist DummySync noch nicht mal in der Lage, Adressen zu synchronisieren - dabei kann das mittlerweile sogar SonyEricsson (K700)...
Mein Rat: IntelliSync da lassen, wo es ist, nämlich auf der CD. Dieses Programm ist der letzte Mist!

Als nächstes habe ich mein altes Chapura PocketMirror auf Version 3.16 geupdatet (geht kostenlos) und als Conduit eingerichtet. Jetzt wurden die Adressen wieder gesyncht, die Formatierung war dennoch weg. Es ist bis jetzt wohl nicht möglich, mit einem aktuellen Outlook Conduit auch gleichzeitig den Palm Desktop zu synchen. Das ist nämlich notwendig, will man die Formatierung beibehalten. "desktop to go" von DataViz soll das können, ich kann es aber nicht verifizieren und das Programm gibt es leider mittlerweile nicht mehr.

Bis heute habe ich nach einer Lösung gesucht und war schon recht frustriert, weil ich auf den Outlook- Sync zwingend angewiesen bin. Heute habe ich dann die Lösung gefunden:

DoubleLook for Palm Desktop -
"A Fast and Automatic tool to Synchronize Palm? Desktop with Microsoft® Outlook®"

Ich empfehle jedem TH55- Nutzer, der Outlook und Clie Organizer nutzen möchte, dringend dieses Programm! Damit wird Outlook mit Palm Desktop synchronisiert - der TH55 wird nur noch mit dem Palm Desktop synchronisiert und nicht mehr mit Outlook, weshalb keine Probleme mehr auftreten. Wichtig ist nur, daß die Programme in der Reihenfolge

• Installation Palm Desktop
• Neustart
• Erste Synchronisation
• Installation Clie Organizer
• Neustart
• Installation DoubleLook
• Neustart

installiert werden.
danach funzt alles bestens. das Programm kostet happige 56$, aber wer den TH55 wirklich in vollem Umfang nutzen will, muss wohl in den sauren Apfel beißen.
Wichtig: Der CO syncht nicht von sich aus den Ort von Terminen! Das läßt sich aber über DoubleLook korrigieren. DoubleLink kann für 15 Tage kostenfrei getestet werden.

Tja, es scheint wohl, als käme es nun doch noch zur großen Liebe.Was nämlich auch noch tadellos und genial einfach ist, ist die Connectivity: Bluetooth mit Notebook und T610 funktionieren reibungslos und WLAN zu nutzen klappt super! Achja: Netfront 3.0, der Browser des TH55, zeigt Internetseiten endlich in nativer Form an! :top: Wenn dann hoffentlich noch der Landscape- Mode dazukommt, ist der Browser unschlagbar, denn auch mit schwierigen Formaten kommt er klar und ich kann endlich Online- Banking über PDA realisieren.

Dem Softwarepaket liegt nicht wie in der US- amerikanischen Version Documents to Go 6.0 bei. Dafür hat das Gerät ja auch Bluetooth. Ansonsten ist das Software- Paket beeindruckend groß und gut; Clié- Mail zum Beispiel hat die selben Funktionen wie VersaMail 2.5, sieht allerdings nicht so gut aus. Beeindruckend ist jedoch das 3D- animierte Menü des Picsel- Viewer! :top:

Nach einer Woche Sync- Stress kann ich mich nun der Kür widmen und werde hier wohl nach un nach über einige entdeckungen berichten...

Bilder folgen auf alle Fälle auch noch!