Aus der Sonntagszeitung vom 14. März 2004:
Tele2: Eigenes GSM-Handy-Netz
Bau von 80 Antennen in der Region Zürich
PATRIK MüLLER
Zürich - Der Telekommunikations-Konzern Tele2 plant, in der Agglomeration Zürich ein eigenes Mobilfunknetz aufzubauen. «Wir haben mit den Behörden Kontakt aufgenommen bezüglich Baubewilligungen», bestätigt Roman Schwarz, Chef von Tele2 in der Schweiz. Wie viele Antennen aufgestellt werden sollen, will er nicht verraten. Offenbar handelt es sich um rund 80 so genannte Makro-Antennen, welche die Stadt Zürich und angrenzende Gemeinden abdecken.
Die Eidgenössische Kommunikations kommission hat Tele2 im Dezember die Mobilfunk-Lizenz erteilt. Der Konzern mit Sitz in Schweden gab damals bekannt, er wolle mit einem der drei Betreiber Swisscom, Orange und Sunrise zusammenarbeiten. Ein eigenes Netz sei nicht prioritär. Doch bislang konnte sich Tele2 offenbar mit keiner dieser Firmen auf eine Mitbenutzung des Netzes (Roaming) einigen. Deshalb will Tele2 nun ein eigenes lokales Netz errichten. Ausserhalb der Agglomeration Zürich strebt Tele2 nach wie vor eine Kooperation mit Swisscom, Orange oder Sunrise an. Dazu äussert sich Schwarz nicht.
Die schwierigen Verhandlungen und der Bau eines Netzes verzögern den ursprünglich für Herbst 2004 geplanten Start von Tele2. Roman Schwarz sagt nun: «Mein persönliches Ziel ist es, spätestens in einem Jahr loszulegen.»
Die Telefonnumern des neuen Mobile-Anbieters beginnen mit 077
Mittlerweile ist klar, welche Vorwahl die Tele2-Kunden erhalten: Es ist die 077. Zu erwarten sind zwei verschiedene Abos:
- Ein nationales Abo, mit dem man in Zürich über das Tele2-eigene Netz telefoniert und im Rest des Landes über eines der bisherigen Netze. Die Preise sollen rund 10 Prozent tiefer sein als beim günstigsten Konkurrenten.
- Ein lokales Abo für die Region Zürich, bei dem einzig das Tele2-Netz benutzt wird. Hier sollen die Tarife annähernd so billig sein wie beim Telefonieren übers Festnetz. Wer die Agglomeration verlässt, hat indes keinen Empfang mehr. Die Idee: Preisbewusste Kunden haben zwei SIM-Karten beziehungsweise zwei Handys; eines, das sie in Zürich verwenden, und eines für den Rest der Schweiz.
Der Einstieg in den Schweizer Markt ist Teil der europäischen Strategie. «Unser Ziel ist ein europaweites Netz», so Schwarz. Heute ist Tele2 im Mobilfunk unter anderem in Skandinavien, Russland, Holland, Luxemburg, Liechtenstein und Österreich präsent. Teils verfügt Tele2 über eigene Antennen, teils hat der Konzern Roaming-Abkommen. In der Schweiz setzt sich Tele2 einen Mobile-Marktanteil von 15 Prozent zum Ziel. Im Festnetz ist Tele2 mit rund 500 000 Haushalten nach Swisscom und Sunrise die Nummer drei.