Vorwort:
Ein Testbericht über ein so altes Modell? Naja, nachdem ein bekannter Bücherversender das Schätzchen für quasi kein Geld verramscht (Auslaufmodell?!), habe ich einfach mal zugeschlagen. Für mein geliebtes Ericsson T39m gibt es ohnehin keinen attraktiven Nachfolger (nein, ich *brauche* keine Kamera/kein Farbdisplay), aber ein Smartphone wäre schon nett. Nicht für jeden Tag, da bleibt das Ericsson topp, aber sonst ...
Verpackung/Lieferumfang:
Das Treo kommt in einem sehr stylischen, weißen Karton, in dem sich drei weitere Kartons (Treo, HotSync-Kabel und Freisprecheinrichtung, Ladegerät), eine CD, ein Handbuch und ein paar Zettel befinden. Alles ist schön in weiß gehalten, sehr elegant gestaltet und eine Freude beim Aufpacken – Geräte der Firma Apple sind ähnlich verpackt, sagt man .
Technisches:
Das Treo ist ein Smartphone, was bedeutet, dass ein digitaler Organizer (PDA) und ein Handy miteinander gekreuzt wurden. Viele aktuelle Geräte wie die SE P800/900 haben dabei die Telefonfunktion im Mittelpunkt und flanschen die PDA-Funktionalität sozusagen an – der Treo geht den anderen Weg: Ausgangspunkt ist ein Palm Pilot, der mit einem GSM-Modul „aufgebohrt“ wurde. Im Innern werkelt ein Dragonball-Prozessor mit 33 MHz, der Speicher beträgt üppige 16 MB. Das Gerät sendet in 900er/1800er-Netzen, sprich: in allen mitteleuropäischen Netzen. Das Betriebssystem trägt die Versionsnummer 3.5 – aktuell ist derzeit PalmOS 5, Version 6 wird gerade in den Gerüchteküchen gargekocht.
Meinen Erfahrungen nach ist das Gerät trotzdem für die meisten Zwecke gerüstet, vor allem dank der 16 MB Speicher. Nur Multimedia geht nicht; das ist meiner Meinung nach kein Manko .
Äußeres:
Das Treo ist im Vergleich zu meinem T39m recht groß und recht schwer – aber das T39 ist ja auch eines der kleinsten und leichtesten Handys überhaupt. Gewicht ca. 135 Gramm, Abmessungen ohne Antennenstummel vergleichbar einer Zigarettenschachtel – etwas weniger hoch, etwas flacher, dafür etwas breiter. Insgesamt liegt das Gerät gut in der Hand. Ist das Gerät geschlossen, ragen nur die vier Palm-Buttons und die Up/Down-Buttons hervor. Nach dem Aufklappen zeigt sich eine Minitastatur in QUERTY-Belegung. Die Tasten haben alle einen optimalen Druckpunkt – knackig und fest. Sie sind aber trotzdem meiner Meinung nach zu klein – eine 10er-Tastatur inklusive T9 wäre mir lieber.
Auf der linken Seite befindet sich die Mikro-Klinke für die Freisprecheinrichtung und das 3-Wege-Jogwheel. Da das Gerät recht breit ist, liegt das Wheel optimal, nicht so wie bei meinem T39, wo ich den Schiebeschalter kaum finde, wenn ich das Gerät in der Hand habe.
Oben sind ein Schiebeschalter für die Umschaltung von Klingelton auf Vibraalarm, daneben das IR-Auge und der Ein-/Ausschalter für das Gerät bzw. das Mobilteil. Der Palm kann also auch ohne GSM-Modul betrieben werden – unabdingbar fürs Flugzeug. Hinter der Antenne befindet sich ein kleiner Stift in einer recht festen Halterung.
Die SIM-Karte wird auf der Rückseite in einem Extra-Fach eingesetzt, die etwas klapperig wirkt, aber bisher absolut stabil sitzt. Ich hoffe, das bleibt so. Die Klappe ist sauber verarbeitet, schließt mit einem satten „Klack“ und wackelt weder im offenen noch im geschlossenen Zustand.
Insgesamt wirkt das Gerät recht ausgereift, der verwendete Kunststoff ist nicht besonders elegant, aber funktional und stabil. Einzig der unten offene HotSync- bzw. Ladekabel-Anschluss macht mir Sorgen – das Gerät lässt sich bequem in der Hintertasche einer Jeans tragen, allerdings befürchte ich da eine baldige Verschmutzung am Anschluss. Wir werden sehen ...
Handhabung Telefon:
Das Telefonmodul ist sofort verfügbar, sobald man das Gerät aufklappt. Damit gleicht die Bedienung sehr einem herkömmlichen Clamshell-Phone. Der „Startbildschirm“ des Telefonmoduls besteht aus zehn großen Kurzwahltasten, die sich selbstverständlich individuell belegen lassen und leicht mit dem bloßen Finger auf dem Touchscreen oder mit dem Jog-Wheel erreichbar sind. Alternativ bietet das Telefonmodul noch eine normale Zifferntastatur oder die Kontakte-Liste, die dem Adressbuch eines Palm entspricht. Ein Antippen einer Telefonnummer wählt nach Rückfrage die Nummer. Eine Suchfunktion steht ebenfalls sofort bereit; das Eingeben eines Buchstabens genügt. Interessant: Wenn man nur einen Buchstaben eingibt, werden alle Kontakte gelistet, die diesen Buchstaben enthalten. Bei einem E relativ sinnlos, bei einem J sind Jörg, Judith und Jens sofort sichtbar, auch wenn sie Bauer, Müller und Schulz mit Nachnamen heißen.
Die Sprachqualität ist in Ordnung, wenn auch etwas blechern. Weitere Telefonkomfortfunktionen stehen zur Verfügung, wie Freisprechen per Lautsprecher (noch mehr Büchsensound), Makeln etc. Die Klingeltöne sind altmodisch und effektiv – ich mag das. Der Empfang über Eplus ist gut.
Handhabung Palm:
Wer schon einmal einen Palm in der Hand hatte, wird sich schnell zurechtfinden. Für mich ist es der erste Palm – trotzdem klappt bisher alles recht intuitiv und gut. Dank der 16 MB Speicher lassen sich auch viele kleine Programme ausprobieren, die das Palm-Leben leichter machen – Freeware gibt es in ungezählten Mengen.
Synchronisation:
Ich habe bisher noch kein Gerät gehabt, was sich so problemlos mit dem Computer (Mac OS X.2.8) synchronisieren lässt: iSync geladen, PalmDesktop installiert, iSyncConduit aktiviert - alles läuft problemlos. Ich bin begeistert.
Mobiles Internet:
Blazer ist der Web-Browser, als E-Mail-Client habe ich TapMail. Beide funktionieren völlig zufriedenstellend und machen das, was sie sollen: Webseiten anzeigen (und zwar ganz normale!) und E-Mailen. Mal unterwegs das Kinoprogramm checken – kein Problem. Super.
Fazit:
Das Gerät begeistert mich von Tag zu Tag mehr: Es ist ein völlig zufriedenstellendes Telefon, es ist ein Palm mit allen Schikanen, es ist gut verarbeitet und problemlos zu bedienen. Designschwächen habe ich bisher kaum festgestellt. Die Erweiterungsmöglichkeiten sind dank PalmOS super – Ebooks z.B. kann man so problemlos mitnehmen. Das Farbdisplay ist knackig scharf und hell genug für alle Anwendungen – und grooooß. Einzig die Akkulaufzeit ist etwas bescheiden, nach zwei Tagen ist Netzanschluss angesagt. Da das Gerät aber bei jedem Sync lädt (glaube ich) und dieser ohnehin täglich durchgeführt werden sollte, ist das kein großes Problem. Auf die Tastatur hätte ich auch verzichten können, aber so ist sie eben dabei.
Ich habe für das Gerät 199 Euro bezahlt – also genau den Betrag, den man bei einer Vertragsverlängerung ausbezahlt bekommt. Das war bei mir gerade der Fall. Insofern war das Gerät quasi umsonst – dafür gibt es eine ganze Menge.
Alternativen wären: Das Samsung i500, falls es mal auf den Markt kommen sollte. Das GSL Zirkon, wenn es bezahlbar wird und in Stückzahlen erhältlich ist. Das Treo 600, wenn es (bei dem aktuellen Preis) wenigstens Bluetooth hätte.
So bleibt das Treo 270 in Sachen Preis-Leistungs-Relation ungeschlagen, und ist dabei absolut Praxistauglich.
Viele Grüße
S.